Das Netz ist das, was Du draus machst

In eigener Sache, Kinder

Mother of three

Heute mal wieder was Persönliches. In diesem Post ging es mir darum, was die Politik in meinen Augen tun kann, um Familien im Alltag zu unterstützen, eine tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern und den Berufsalltag von Eltern an die Bedürfnisse von Familien anzupassen. Heute soll es um etwas gehen, das ich im Gespräch mit meinem Mann gerne das „Kopfproblem“ nenne.

Dinge, die ich in den letzten Jahren gehört habe:

„Sag mal ehrlich: War Euer drittes Kind TATSÄCHLICH geplant?“

„Mensch, ich dachte immer, DU machst Karriere!“

„Aber Du hast Dich doch selbst für die Kinder entschieden!“ (Ich hatte mich beklagt, dass ich bei Bewerbungen immer gleich abgelehnt werde)

„Du hast wirklich vor, nochmal arbeiten zu gehen? Ich meine, Du hast drei Kinder!!“

„Nun ja, Du hast ja praktisch keine Berufserfahrung!“ (Ich habe während meiner Erziehungszeit in der Erwachsenenbildung unterrichtet und promoviert, wenn auch nicht abgeschlossen. Meine Kinder sind 8, 6 und fast 3.)

„Kita? Ein Kind braucht seine Mutter!“

„Hast Du schon gehört, die … bekommt das FÜNFTE Kind! Das ist doch wirklich das Letzte!!“ (Selbst Mutter von dreien)

„Es tut mir leid, aber Sie sind für die ausgeschriebene Stelle nicht geeignet.“

„Sie bekommen das alkoholfreie Bier?“

Ihr ahnt vielleicht, worauf ich hinauswill.

Die Entscheidung, Kinder zu bekommen, ist schon längst nicht mehr die „normale“ Entscheidung von Paaren. Sie ist in den Köpfen der Menschen zu einer sehr bewussten Entscheidung voller Verzicht geworden. Und so wird es Paaren mit Kinderwunsch auch vermittelt. Es geht nicht mehr darum, wie Kinder das Leben bereichern. Nein, es geht um Verzicht. Kinder in die Welt setzen bedeutet für unsere heutige Gesellschaft Verzicht.
Verzicht auf das sportliche Auto, den Spontanurlaub, den Sex auf dem Küchenfußboden. Den Sex überhaupt. Auf die Figur (es sei denn, frau ist Heidi Klum. Aber wer will die schon sein). Auf etwa 125.000 Euro pro Kind, trotz des verfickten Ehegattensplittings. Auf zumindest eine Karriere, manchmal auf zwei. Verzicht auf „die besten Jahre“ als Paar. U.s.w.

Das scheint mir der Grund zu sein, warum auch die Lebensentscheidungen von anderen nicht mehr begrüßt, sondern kritisch hinterfragt werden. Es sind zunächst die Frauen, die dank Schwangerschaft und, mitunter Stillzeit, sehr schnell mit dem Verzicht konfrontiert werden. Nicht Rauchen, nicht Saufen, kein Sushi, dafür viel Schlaf, Vorsorgeuntersuchungen, Schwangerschaftsklamotten. Ich weiß, einigen macht das Spaß. Das bewundere ich. Ich selbst fand, es hatte etwas massiv Einschränkendes.
Nach der Geburt kommt der moderne Vater ins Spiel und verzichtet auf regelmäßigen Schlaf, seine Partnerin, die ein- oder andere Sauftour, vielleicht sogar alle. Er darf einen High-Tech-Kinderwagen kaufen. Dann darf er das dazu passende Auto kaufen, gerne Citroen, Toyota oder Renault. Die Frau klagt entweder über den Karriereknick oder darüber, von anderen Müttern als Rabenmutter gemobbt zu werden. Der Mann klagt entweder über die Verantwortung, eine Familie alleine durchbringen zu müssen, oder über das verletzte Selbstwertgefühl, wenn er sich Vollzeit um das Kind kümmert. Ab einem gewissen Punkt wird klar: Scheiße, alle hatten Recht, ein Kind ist Verzicht, die fetten Jahre sind vorbei, jetzt gibt es nur noch eines: Puschen und Babybrei.
Es folgt eine Phase der überkritischen Selbstbetrachtung: Versage ich? Schaffen es „die Anderen“ besser?

Machen wir uns bitte nichts vor: Der Grund dafür liegt gar nicht in den überperfekten Hochglanzmagazin-Moms, die die anspruchsvollen Jobs, die Ehemänner und die Kinder so brillant hinbekommen, dass sie „in ihrer Freizeit (!!) gerne lesen, joggen UND backen.“ (!!!!)
Die sind erfunden, und wir wissen es alle. Es sagt nur keiner.
Nein, der Grund liegt in unserer hohen Erwartungshaltung an uns selbst. Wir denken, Elternsein bedeutet unermesslichen Verzicht. Also gehen wir massiv dagegen an, denn wir wollen zeigen, wie reich, ja, wie absolut ohne jeglichen Verzicht ein Leben mit Kindern ist. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe Stofftiere genäht, bin in Babymusik-Kurse gerannt, habe gestillt, obwohl ich merkte, dass es mir damit nicht gutging, backte eine Torte nach der anderen für Kindergartenfeste, saß bis nachts um halb eins am Schreibtisch, um am Morgen um halb sechs mit dem Baby aufzustehen. Dann ging ich zu Konferenzen, hielt Vorträge und machte bei der Hochglanzmagazin-Lüge mit, indem ich anderen suggerierte, das „ginge schon so“. Geht es aber nicht. Vielmehr entsteht ein perfides Kopfproblem, das schon so manches Elternteil auf eine professionell betreute Couch befördert hat. Ein Leistungsdruck, den wir, je mehr wir ihm selbst nicht gewachsen sind, desto häufiger auf andere projizieren.

Das Perfide daran ist, dass wir das Ganze mit Wertungen verknüpfen. Zunächst über uns selbst: Etwas stimmt mit mir nicht, wenn ich das nicht kann – andere schaffen es doch auch. Woraufhin wir uns idiotische Folien für uns selbst nehmen. Wir nehmen die Vorstandsvorsitzende von weißichnicht, die zwei Nannies, zwei Putzfrauen und die Großeltern in der Nähe hat, und schauen uns an, wie großartig sie Kinder und Manager-Job unter einen Hut bringt. Wir nehmen den Mitarbeiter, der seine drei Töchter großgezogen und danach immer noch Karriere gemacht hat – und vergessen die Geschichte, wie seine Ehe gescheitert ist und die Töchter zur Mutter zogen. Und dann werten wir, aber nicht zu knapp. Wir werten und bewerten uns selbst, und davon ausgehend unsere gesamte Umwelt, in den schlimmsten Kategorien: Karriereweib, Mannfrau, Rabenmutter, Heimchen am Herd, Strickliesel, Helikopter-Mutter und das ganze von vorn in männlich. Krass.

Das kannst Du schon so machen. Aber dann ist es halt Kacke.

Hihi. Das stand auf einem T-Shirt bei der fsa13. Hab mich totgelacht. Passt immer. Ja, also, zurück zum Thema: Diese ganze Bewerten-Sache: Was bringt uns die? Mal abgesehen von Minderwertigkeitskomplexen, hinkenden Vergleichen und dem kurzen, schnöden Triumph, wenn jemand anderes scheitert? Mal abgesehen von Streitereien und Diskussionen mit Menschen, die andere Entscheidungen treffen als wir?

Genau.

Wir können nicht erwarten, dass für uns Angehörige der gebärfähigen Generation – ob wir uns dafür oder dagegen entscheiden – alles verändert wird, wenn wir uns selbst nicht ändern. Kinder großziehen bedeutet Reichtum und Verzicht. Dank der Pille ist die Zahl der bewussten Entscheidungen stark gestiegen. Es gibt Menschen, die entscheiden sich aus persönlichen Gründen gegen Kinder. Es gibt welche, die entscheiden sich dafür, die Kinder rund um die Uhr zu betreuen, bis sie sechs sind. Dann gibt es Eltern, die wollen weiter arbeiten, am besten nahtlos, und lassen die Kinder betreuen. Wieder andere sind gerne zuhause bei Garten, Kind und Haustier. Es gibt auch Ehepaare, da reduzieren beide auf 50%, wohl wissend, dass sie damit vermutlich beruflich nicht das werden erreichen können, was ohne Kinder möglich gewesen wäre. Dann gibt es die wirklich kinderreichen Familien mit sechs, acht und noch mehr Kindern.

Jeder Lebensentwurf verdient doch unseren Respekt und unsere Unterstützung. Ein „Toll, wie Du das machst“ oder ein „Kann ich Dir vielleicht helfen“ nach Möglichkeit. Hören wir damit auf, uns permanent selbst zu bewerten. Fangen wir damit an, uns zu genügen, auch wenn wir unsere Erwartungen nicht erfüllen. Dann können wir auch damit aufhören, die anderen ständig zu bewerten. Und anfangen, an einem Strang zu ziehen.

#PathosAus

Links (Update 7.10.):

Bei Frau Quadratmeter gibt es eine schöne Entschuldigung einer Mutter. Wie konnte sie auch denken, die Spezies “Mutter” bekäme in Deutschland irgend eine Form von Unterstützung? Tz, tz.

“Ich will keine “berufstätige Mutter” sein. Ich bin Mutter und ich arbeite” schreibt Achtung, Mama und räumt ordentlich auf mit den Vorstellungen, wie eigentlich eine arbeitende Mutter zu sein oder nicht zu sein hat. Schöne Verlinkung!

Auf Zehenspitzen analysiert die Debatte um die (sichtbaren) Mütter im Internet, die “Muttiblogs”. Die verlinkten Artikel sind ebenfalls sehr lesenswert und zeigen, mit wie vielen Wertekategorien wir zum Teil behaftet sind. Die Diskussion lässt sich vom Netz 1:1 ins RL übertragen. Und macht sehr, sehr nachdenklich.

Ein interessanter Artikel zur Darstellung der Elternzeit in Lebensläufen findet sich bei der Karrierebibel. Mich haben gleich mehrere Dinge an den eigentlich sehr gutgemeinten Empfehlungen gestört. Aber lest selbst, vielleicht seht Ihr schnell, was ich meine.

Bei leidenschaftlichwidersynnig findet Ihr unter anderem diesen schönen Blogpost, in dem es um das Verhältnis zwischen Mutter und Frau geht. Ein humorvolles Beispiel, wie bestimmend, wie definierend die Mutterrolle für eine gewisse Zeit ist. Leidenschaftlichwidersynnig schreibt übrigens viel zu den Herausforderungen einer Mutter, die es mit ganz besonderen Kindern zu tun hat. Unbedingte Leseempfehlung.

Aktuell wird um das Abgeben des Ministerpostens durch Familienministerin Kristina Schröder viel geschrieben. Im SpOn ist dieser Artikel erschienen, eine Erklärung Frau Schröders. Ich konnte das volle Interview lesen und finde es bezeichnend, wie zugespitzt der SpOn-Artikel dagegen ist. Als hätte das Thema Frauen, Kinder und Karriere eines weiteren Anheizers bedurft, werden hier Reizsätze und Schlüsselwörter zu einem Artikel gemacht, der mit dem eigentlichen Interview gar nichts mehr zu tun hat. Schon kloppen sich die üblichen Verdächtigen. Ganz groß.

Zuletzt noch ein sehr persönlicher Blogpost, der mich tief berührt hat: AlsMenschverkleidet schreibt über die Herausforderung, den Alltag mit Kind zu meistern, wenn man nicht zu den finanziell Privilegierten gehört. Und wie wahnsinnig schwer es sein kann, die Wertekategorien der anderen sehen zu müssen. Dort durch zu fallen.

Die Reaktionen, die ich bisher persönlich auf diesen Artikel bekam, waren umwerfend. Dabei wurde eines deutlich: Das hier ist kein Luxusproblem. Die Angst, an den eigenen Erwartungen zu versagen, die Schubladen, in die andere einen hineindrücken, die Hilflosigkeit, mit der man selbst anfängt, das Verhalten oder die Entscheidungen anderer zu bewerten – abzuwerten – das alles kann ein Familienleben ungeheuer belasten. Redet bitte mit Eurem Umfeld. Zwingt die anderen dazu, ebenfalls Position zu beziehen. Habt keine Angst davor zu sagen: Ich habe mich enttäuscht. Ich habe mir das anders vorgestellt.

Wir müssen da nicht alleine durch:-)

Artikelbild: Viele gute Wünsche mit Luftballons in den Himmel entsandt.

  1. Das ist so treffend Juna, du sprichst mir aus der Seele!! Ganz liebe Grüße von einer total unperfekten Zweifachmom, die irgendwo zwischen Heimchen am Herd, Mannfrau und Rabenmutter zuhause ist….(hmmm Karriereweib…da war doch noch was?!)

  2. derberberich

    Hallo Juna,

    du liebe Güte, da bekommt man es ja mit der Angst zu tun. Soviele Zweifel? Sagen so etwas andere Mütter? (Dass es in der Arbeitswelt so ist, ist ja – leider – bekannt)
    Als der männliche Part einer Familie in spe, und geplantem Nachwuchs können einem da schon ein paar falsche Gedanken kommen.

    Bitte sag noch, dass es sich trotz allem lohnt. Richtig habt ihr es sowieso gemacht, denn, wie du sagst, für jeden gibt es den richtigen Weg. Leider gibt es eine Kehrseite: Niemand ist eine Insel, und ob man will oder nicht, die äußeren Einflüsse können nicht verhindert werden.

    Auch für einen (noch) Außenstehenden, ein schöner Blogpost! Verbindlichsten Dank!

    • 🙂 Keine Sorge, es lohnt sich sehr. Angst vor der Entscheidung wollte ich Euch in gar, gar keinem Fall machen. Der Text sollte vor allem in ein realistisches Licht rücken, was wir alle zu leisten imstande sind – oder eben auch mal nicht. Jede/r (ich denke, es ist schon lange kein reines Frauenproblem mehr) nimmt sich vor: “Bei MIR wird das klappen. Ich kriege alles unter einen Hut” und stellt dann schnell fest, dass die ersten Jahre mit Kindern nicht planbar sind. Es gibt eine schöne Stelle in einem “Erziehungsratgeber” (Das Baby-Survival-Buch wars, glaube ich). Da erzählt die Mutter, sie habe sich nach dem Krankenhaus bei selbstgebackenem Kuchen im Kreis ihrer Familie gesehen, das friedlich schlummernde Kind auf dem Schoß. Aber als dieses ersehnte Treffen kam, war sie ungeduscht, hatte bereits nächtelang nicht geschlafen, das schreiende Kind auf dem Arm ließ keine Unterhaltung zu und für den Kaffee war keine Milch im Haus, mal abgesehen vom nicht-vorhandenen Kuchen:). Das Schlimmste daran ist unsere Enttäuschung darüber. Wir sind schon viel zu erwachsen, machen Pläne, haben Vorstellungen und Wertekategorien wie “Versagen” und “Erfolg”. Ein Kind kommt und schmeißt den ganzen Kram über den Haufen. Und das ist im Grunde genommen sehr gut so! Mein Text sollte auch Aufforderung sein, diesen ganzen Kategorien-Blödsinn zu lassen und einfach zuzusehen, wie sich das Leben mit Kind(ern) irgendwann von selbst reguliert. Frustration kann die wunderschönen Jahre mit den Kindern nachhaltig verderben. Das musste ich an mir erfahren.

      Stichwort andere Mütter: Ja, es ist manchmal ein Kreuz. Aber sie werten, weil sie selbst so wahnsinnig unsicher sind. Sie arbeiten sich an anderen ab, weil sie selbst denken, sie würden versagen. Dagegen hilft nur reden. Versagen ist essentieller Bestandteil des Lebens mit Kindern. Das ist ok, aber man sollte es wissen und sich damit anfreunden. “Ich bekomme jetzt ein Kind, und ich werde fürchterlich versagen an meinen eigenen hohen Werten und Vorstellungen. Und ich werde frustiert sein. Und ich werde es überleben”. Das wär mal ein ehrlicher Ansatz:)
      Es lohnt sich tausendmal!!! Und danke Dir. Entschuldige das tl;dr!

      • Wir müssen doch uns und allen immer wieder erklären, dass wir es richtig machen, dass wir es hinbekommen, man muss sich nur einen Zacken mehr anstrengen, dann klappt’s auch…
        Nicht vergessen: Wir alle sind Supermutti!

  3. ClaudiaBerlin

    Es wäre vielleicht hilfreich, wenn mehr darüber zu lesen wäre., wie schön es ist, Kinder zu “haben”…

    Dich hab ich bisher nicht als MUTTER wahrgenommen – und jetzt hast du gleich DREI!!!

    Ich bin die Älteste aus einer Drei-Kinder-Familie. Drei ist BESSER als ZWEI – aus Gründen! Und ZWEI ist natürlich schon sehr viel besser als nur eins.

    Über sowas schreibt niemand. Weder die Mütter, noch die Feministinnen, noch die Kinderlosen…

    Nur mal so als Anregung.

    • 😀 Ich finde drei auch schon ziemlich cool. Früher wollten wir mal vier. Aber jedeR hat persönliche Grenzen, und ich gebe gerne offen zu, dass ich einem vierten Kind nicht mehr gerecht würde – zumindest nicht neben den anderen und den Dingen, die mir selbst wichtig sind.
      Vielleicht ist der verlinkte Artikel von “Auf Zehenspitzen” und die dort stattfindendende Debatte für Dich interessant. Es gibt nämlich viele sehr schöne Blogs, die das Thema “Wie Kinder das Leben bereichern” behandeln. Leider müssen sie sich pauschal einer idiotischen Debatte um deren “Gehalt” aussetzen. Auf Zehenspitzen fasst sehr schön zusammen, wie abfällig zum Teil über die “Mutti-Blogs” gesprochen wird – dabei sind sie genau das: Positiv besetzte Alltagserzählungen, mit Rezepten, Bildern, wertvollen Tipps …

      Zum Beispiel lese ich sehr gerne http://www.liebling-nicht-jetzt.de/, und auch andere. Meine eigenen Beiträge drehen sich jedoch aufgrund meiner Erfahrungen dann immer um Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und um das Leben mit dem Unperfekt-Sein, mit dem Nicht-Hinkriegen. Davon habe ich früher zu wenig gelesen, und das will ich ändern. Dennoch: Der Einwand ist ganz richtig: Es sollte eigentlich noch mehr positiv besetzte geben. Aber wenn man dann manchen abfälligen Kommentar unter solchen Beiträgen liest … es ist traurig. Echt.

      Danke für Deinen Kommentar!

    • Witzig, ich höre (und lese) immer öfter den Vorwurf, man solle auch mal nicht so hochglanzprospektperfekt daherkommen sondern darüber schreiben, wie es wirklich ist.
      Also das Oxytocin ist halt schon ‘ne geile Droge 🙂
      (und ohne wäre die erste Zeit wohl nicht auszuhalten – die Natur hat das schlau eingerichtet)

  4. Danke für diesen Artikel!
    Ich glaube im grossen und ganzen eine recht realistische Einstellung gegenüber dem Leben und dem Universum zu haben und doch tappe ich auch ständig in diese Falle, über die Du hier schreibst.
    Denn wir alle kennen Supermutti! Und mit ihr vergleichen wir uns. Dabei sehen wir nur das, was sie gegen Aussen zeigt. Wir sehen nicht, wie ihre Wohnung ungeputzt ist, sich die Wäsche stapelt oder welche Aufputsch- und Beruhigungsmittel sie sich einwerfen muss, um auf den Beinen zu bleiben.
    Wenn ich zusammen zähle was ich tagein tagaus so mache (und GUT mache, verflixt!) kommt einiges zusammen – so viel, dass einige sogar anerkennend raunen und sich fragen: Wie schafft die das?
    Aber letzte Woche hatte Kurzer Geburtstag. Und ich Idiotin habe mich – obwohl ich das alles weiss! – nachts um zwei hingesetzt und einen Kuchen für die Kita gebacken, damit mein Vierjähriger nicht etwa schräg angeschaut würde, wenn er mit einem gekauften Kuchen antanzte. Als ob sich Vierjährige dafür interessierten, ob Kuchen gekauft oder selbst gemacht sind. Hauptsache Kuchen! Aber man will keinen schlechten Einddruck hinterlassen…
    WEN wollen wir eigentlich damit beeindrucken?!

    • Danke, Katharina, das ist ein sehr, sehr schönes Beispiel! Ich habe auch schon im Morgengrauen Muffins mit farbigem Zuckerguss verziert – nur um sie im Nachhinein neben die Moccacremetorte zu stellen und mir zu wünschen, ich hätte eine Packung Salzstangen besorgt. Für wen also?
      Wir können nicht aus unserer Haut, und der Wunsch, alles immer möglichst richtig zu machen, ist wohl nicht nur Mütter-inhärent!
      Reden wir einfach öfter mal über das Unperfekt-Sein, gerade im Alltag. Ich denke, das hilft auch Menschen, die noch vor der Entscheidung stehen, ob sie eigentlich Kinder haben wollen. Weil die Brigitte-Super-Mom sie irgendwie abschreckt:)
      Danke Dir!

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