Nach den Ereignissen in Köln posten und kommentieren die Wutbürger_innen Deutschlands mit Schaum vor dem Mund in den sozialen Medien. Ohne gesicherte Informationen verurteilt es sich bekanntlich auch viel besser, Fakten stören ja nur bei der Beurteilung der Lage – zumindest wenn eine wichtige Botschaft endlich Bestätigung findet. Monatelang wurden sie als Rassisten bezeichnet, nun sieht Deutschland, wie Recht sie von Anfang an hatten. Denn nach Köln ist klar: Alle Flüchtlinge sind klauende Sexualstraftäter! Jawohl!
Wenn wir aber schon bei unzulässigen Verallgemeinerungen und polarisierender Gruppenbildung sind: Warum sich denn unbedingt auf die Geflüchteten beschränken? Oder sogar noch feiner differenzieren und von Flüchtlingen islamischen Glaubens sprechen? Ist doch vollkommen unnötig, diese Unterscheidungen vorzunehmen. Wer hat denn etwas davon?
Ich plädiere dafür, die Verantwortlichen für die Übergriffe in Köln beim Namen zu nennen. Es waren nämlich alles: MÄNNER! Los, hopp hopp, Ihr Angehörigen des männlichen Geschlechts! Sofort distanzieren, aber zackig! Je öffentlicher, desto besser! Keine Talkshow mehr ohne Mann, der sexuelle Gewalt aufs Härteste verurteilt, bitteschön. Und sich klar positioniert! Was wir von (allen) Muslimen (der Welt) nach jedem Terrorakt fordern, sollten wir schließlich auch selbst leisten. Sozusagen um mit gutem Beispiel voranzugehen. Oder nicht?
Was das eine (männlich sein) mit dem anderen (Übergriffe in Köln) zu tun hat? Etwa genauso viel wie die etwa 900.000 Flüchtlinge im Land mit den Arschlöchern auf der Kölner Domplatte. Wahrscheinlich hat Letzteres sogar noch weniger Bezug zu einander.
(Disclaimer für Ironiebefreite: Bis auf den letzten Absatz ist dieser Artikel rein polemisch-sarkastischer Natur. Ich wollte hier nur einen Punkt machen. Und die Sache mit dem Distanzieren finde ich lächerlich.)
Update: Nach diesem Artikel, in dem es um einen “aktualisierten Katalog von Verhaltensregeln für Frauen geht, muss ich mich hier leider korrigieren. Vielleicht ist es gar nicht blöd, wenn sich jetzt so viele Männer wie nur möglich von dieser Art der #rapeculture distanzieren. Nicht als Männer. Sondern weil wir 2016 offenbar IMMER NOCH in einer Gesellschaft leben, in der die Frauen irgendwie am Ende doch selbst für einen sexuellen Übergriff verantwortlich gemacht werden. Boah, ich kotze.
wortexot
finde ich super, deine peitschenhiebe 😀
Anita
Guter Text und Du hast Recht, der Zusatz war nötig!
zeilentiger
Ja, schlimm, dieser Katalog an Verhaltensregeln.