Das Netz ist das, was Du draus machst

Der Stoßseufzer, In eigener Sache, Kinder

Mehr als Verständnis und Mitgefühl geht ja irgendwie auch nicht, ne?

Ich hänge krank auf dem Sofa rum. Das ist ohnehin schon ein wenig erfreulicher Zustand. Noch besonderer wird es, wenn ich mich darüber hinaus mit Menschen beschäftigen muss, die ganz offenbar ihre drolligen fünf Minuten haben.

Von vorne: Das große Kind wird diese Woche neun. Letztes Jahr (und auch die Jahre zuvor) mischten wir uns noch unter die immer seltener werdenden Elternexemplare, die mit den Geburtstagsgästen Topfschlagen spielen, Schokolade mit Messer und Gabel aus diversen Umverpackungen schälen lassen und bereits Tage vorher Dekorationen zum gewählten Motto basteln. Was auch immer echt gut ankam. Aber nun benimmt sich die junge Dame wie mindestens 11 und will keinen Kindergeburtstag mehr.

Wir haben also beschlossen, auf den späten Nachmittag ein paar ihrer „Mädels“ zum Schlittschuhfahren einzuladen, ihnen Zeug für Pizza bereitzustellen und ihnen abends einen Film und ein gemeinsames Übernachten zu erlauben. Ist jetzt auch nicht so schrecklich ungewöhnlich. Zudem wird dieser Geburtstag, verglichen mit unserem bisherigen zeitlichen Aufwand, wohl eher locker. Soweit der Plan. Also, heute:

17:00 Uhr, ich schniefe vor mich hin, ein Anruf. Der Vater einer Klassenkameradin, in Trennung lebend, hat ein Problem mit der Übernachtung:
Er: „Weißt Du, das ist das Wochenende, an dem ich die Kinder habe, und das ist schon arg viel – dann ist sie ja die ganze Nacht weg und am Sonntag habe ich auch nichts von ihr, weil sie dann müde ist.“
Ich: „Das verstehe ich sehr gut. Wollen wir den Mädchen vorschlagen, dass Du [Name des Kindes] nach dem Film abholst, und sie gerne ein anderes Mal zusammen übernachten können, dann eben ohne Geburtstag? Dann hat sie eine Alternative und ist nicht so traurig.“

(An dieser Stelle hätte das Gespräch beendet sein können. War es aber nicht.)

Er: „Ja, das wär gut, ich meine: Was habt Ihr Euch denn gedacht, wie lang Ihr das dann macht, das mit der Party? Dass das ein Riesen-Programm ist, das Ihr da fahrt, ist Euch doch wohl klar, oder?
Ich: „Ähm … wie bitte?“
Er: „Ja, ich meine, nach der Party dann auch noch übernachten … Was macht Ihr dann, wenn die 15 sind, fliegt Ihr dann mit ihnen nach Malle?? Hähä!
Ich: „Ähm … was?“
Er: „Ja, alle wollen immer mehr, und alle machen riesige Parties, dann geht es in den Indoor-Spielplatz, in den Zoo oder sonstwo hin .. also, ich könnte mir das nicht mal leisten!! Und jetzt Ihr!“

(Sagte der Vater, der zum Geburtstag seiner Tochter mit 15 Kindern auf Fahrrädern an den 20 km entfernten Baggersee gefahren ist. Als Tagesausflug. Nur mal so.)

Er: „Weißt Du, was ich damit sagen will?“
Ich: „Ganz ehrlich: Nein! Zunächst einmal haben bestimmt einige Eltern auch nicht gleich verstanden, wieso Du mit den Kindern eine Wahnsinns-Radtour planst. Darüber hinaus werden die Kinder größer. Unsere Tochter hat keine Lust mehr auf normalen Kindergeburtstag. Was letztes Jahr noch problemlos ging, ist mittlerweile in ihren Augen nicht mehr altersgerecht. Du bist der erste, der damit ein Problem zu haben scheint. Zum Dritten gehören wir nun wirklich nicht zu den Eltern, die permanent die Kindheit eventisieren. Und selbst wenn: Wo ist der Druck? Ich jedenfalls habe nicht das Gefühl, ich müsste bei Mc Donalds feiern, nur weil das alle machen. Ist doch auch schön, wenn bei jedem etwas anderes gemacht wird.“

(Mit Gegenwehr hatte er nun aber nicht gerechnet. Weswegen er im folgenden zurückrudert und versucht, das Gespräch mit „Ich wollte Dich jetzt auch gar nicht angreifen“ in versöhnlichere Bahnen zu lenken.)

Schließlich einigen wir uns auf das, was wir im ersten Absatz schon besprochen hatten. Und legen auf. Aber:

An dieser Unterhaltung war etwas ganz grundsätzlich nicht in Ordnung. Natürlich war mir klar, dass ich vermutlich nur die Folie für seine Enttäuschung über die Trennung und damit ein gutes Ziel (da weiblich) für seine generelle Wut war. Darüber hinaus hat er sich wahrscheinlich geärgert, dass er – nach dieser Trennung – die Zeit mit seiner Tochter nun auch noch mit ihren anderen sozialen Kontakten teilen soll. Verständlich, wenn auch nicht fair. Denn seine Tochter bekommt lediglich mit, dass sie nun auf etwas verzichten muss. Dass ich mir allerdings, nachdem ich ihm im ersten von mir geäußerten Satz 1. Verständnis entgegenbrachte und 2. sowohl einen Lösungsvorschlag machte als auch eine Alternative für die Kinder anbot, derart unsachlichen Kram in mega-unfreundlichem Tonfall gefallen lassen musste, das ist schlicht nicht in Ordnung. Die Frage, die ich mir sofort stellte, war:

Hätte er auch mit meinem Mann so gesprochen?

Und die eindeutige Antwort auf diese Frage ärgert mich sehr. Ich bin nicht schuld an der Trennung von seiner Frau. Ich bin nicht schuld an seinen ganz offensichtlichen Minderwertigkeitskomplexen. Ich bin nicht der Blitzableiter, der ihm bei some random Gelegenheit für seine Wut dienen darf.
Ich habe mir sein Verhalten nicht gefallen lassen. So weit, so gut. Schade ist, dass ich jetzt denken muss, ich hätte die folgende Auswahl gehabt: 1. mich anschnauzen und somit unterdrücken zu lassen, und 2. ihm widersprechen und nun vermutlich bei seinem nächsten Stammtisch als Geschichte herhalten zu müssen. Weswegen ich das mit dem Stammtisch denke? Weil er sich nicht zu schade war, die „Ich wollte Dich jetzt auch gar nicht angreifen“-Nicht-Entschuldigung zu bringen. Und verarschen kann ich mich alleine. Natürlich wollte er mich angreifen, was denn bitte sonst?

Ich bin ihm offen, verständnis- und respektvoll begegnet. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass er es dabei auch hätte belassen können. Denn: Mehr als Verständnis und Mitgefühl geht ja irgendwie auch nicht. Oder doch?

  1. Leider gibt es Menschen, die einem um so weniger Respekt entgegen bringen, je mehr man ihnen entgegen kommt.

  2. Ohje, ein Minenfeld tut sich hier auf. Da ich den Vater nicht persönlich kenne kann ich auch nicht einschätzen, ob der von Dir als Angriff empfundene Teil der Kommunikation tatsächlich einer war oder nicht. Erinnern wir uns doch bitte mal an Watzlawick und die Aussage, dass es bei einer Kommunikation vor allem darauf ankommt, was der Empfänger wahrnimmt. Du warst bei diesem Gespräch sicher nicht in Höchstform und vielleicht hast Du einfach was in den “falschen Hals” bekommen. Ich will mich hier nicht zum Verteidiger des Vaters ernenen, aber ich muss anmerken, dass ich seine Ängste durchaus nachvollziehen kann. Er hat vielleicht aufgrund der Trennung auch viele Probleme und wenn jetzt im Freundeskreis seiner Tochter die Messlatte sehr hoch gesetzt wird, dann bekommt er möglicherweise die Panik und versucht in seiner Verzweifulung darauf hinzuweisen. Und natürlich ticken Männer anders als Frauen, das haben schon Allan und Barbara Pease festgestellt und in einigen Büchern verarbeitet. Also geh mal bitte nicht zu streng mit dem Deliquenten um, vielleicht lief eure Kommunikation heute einfach nur schlecht weil ihr beide aufgrund von externen Umständen (Du verschnupft, er in Panik) im Stress wart.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Danke für Deine Sicht! Vieles davon war mir zu Beginn des Gesprächs auch klar. Ich kenne seine Familiengeschichte auch bereits länger, und schön ist anders. Weswegen er von mir bisher auch sehr stark in Schutz genommen wurde, wenn es z.B. darum ging, dass sich andere Eltern bei mir über seine Idee mit der Radtour ausgelassen haben ;))
      Ein deutlicher Angriff war es dennoch, und der hatte nichts mit meiner Person zu tun – und ließ sich mE im ersten Teil des Gesprächs auch nicht verhindern. Woran man vielleicht sieht, dass er sich diese Gesprächsführung vorher in etwa so zurecht gelegt haben muss. Ich bin ihm nicht persönlich böse. Aber ich ärgere mich über das strukturelle Problem und über die fehlende Gleichbehandlung. So wäre er meinem Mann gegenüber nicht aufgetreten.
      Was ich im Post nicht schrieb: Auch mir, obwohl ich zu den lauteren und bestimmteren meiner Art gehöre, und obwohl viele Menschen relativ schnell merken, was ich mir nicht werde gefallen lassen, passieren solche Situationen häufiger. Dann reagiert sich ein dominant auftretender Mann an mir ab, weil ich mit meinem Norm-Aussehen und meiner offen zur Schau gestellten Gutmütigkeit signalisiere: “Mit mir kann man das machen.”
      Seit einigen Jahren schnappe ich halt zurück, dann ist für mich persönlich das Thema durch. Aber eine allgemeine Ungerechtigkeit bleibt. Menschen, die freundlich auf einen zugehen, sollte man nicht versuchen, laut und polternd in eine Situation zu bringen, in der sie nicht mehr auf Augenhöhe sind. Ich stelle mir eine etwas schüchternere, leisere Mutter vor und frage mich: Wie wäre ihr Abend heute verlaufen? Hätte sie darüber gebloggt? Wohl kaum.

      • Ok, verstehe ich. Und ich finde es gut, dass Du “zurückschnappst”. Wie gesagt, ich kenne die Familiengeschichte nicht, merke aber dass diese japanische Kultur “unbedingt auch den Standpunkt der anderen verstehen wollen” mehr auf mich abfärbt als mir direkt bewusst ist. Womit wieder bewiesen ist, dass alles miteinander interagiert und das Umfeld einen prägt (mein Arbeitgeber hat seit langem mit Japanern zu tun und seit 4 Jahren gehören wir Japanern).

        • Kommentar des Beitrags-Autors

          Und das finde ich ganz grundsätzlich sehr schön! Ich hatte mir gewünscht, dass jemand das schreibt, denn ich versuche es ja, ganz genau so zu machen. Wichtig dabei ist aber auch, dass sich diejenigen, die da evtl. auf einen Nenner kommen wollen, als Individuen gegenseitig wahrnehmen. Diese generalisierenden Wahrnehmungen, z.B. als Vertreter eines bestimmten Geschlechts, die führen nicht zum Ergebnis. Da kann man dann so viel Empathie aufbringen, wie das eigene Herz aufbringt, fürchte ich. (Dennoch sollten wir wohl an der Idee festhalten :))

          • Genau das ist das Zauberwort: Wir sind alles Individuen und manchmal auch gnadenlose Individualisten. Und vor allem “nobody is perfect”, daher ist es eben ganz wichtig, vor allem den individuellen Menschen zu sehen und nicht die Schablone bei der man ihn gerne einsortieren würde. 😉
            Wobei Du eine der wenigen Personen bist bei denen ich weiß, dass sie kein Schablonendenken haben.

  3. Irgendwie versteh ich den Vater nicht:
    Wenn ich ein Kind hätte, welches eine Einladung zu einem Geburtstag zu Freunden hätte, würde ich mich total freuen! Die anschließende Übernavhtung ist ein Highlight, welches die Kinder nicht so schnell vergessen werden. Selbstverständlich sollte es doch möglich sein, dass das Kind bei euch schlafen kann…

    Ich finde es bedauerlich, dass der Mann in Trennung lebt. Doch gerade daudurch lebt sein Kind eben auch in Trennung – wie schön ist es da, wenn das Kind dann auch mal ein Wochenende ohne Mama und Papa verbringen kann? Auch nur meine Meinung.

    Kommt mir jedenfalls ziemlich egoistisch von dem Vater vor… 🙁

    • Ja, Übernachtungen bei Freunden sind toll, da hat man dann selbst mal seine Ruhe. Das Problem dabei ist, dass Dein Kind dann dieses “tolle” Erlebnis zurückgeben will und eben auch die Freundin dann bei ihr übernachten soll. Und ich fürchte, da beginnt für den Vater der Stress pur. Denn selbst wenn er diese Übernachtungsmöglichkeit anbieten würde, wie würden die Eltern der Eingeladenen reagieren? Würde ich meine Tochter übernachten lassen, wenn sie sagt “Ich will bei übernachten, die hat mich zu ihrem Papa eingeladen”? Unterschwellig hast Du dann (sehr wahrscheinlich total unbegründete und irrationale) Ängste um dein Kind, denn Du kennst den nicht und ist der “zuverlässig” oder warum ist er überhaupt geschieden?
      Bei uns übernachten auch öfter Freundinnen meiner Tochter, aber eben nur wenn meine Frau und ich beide im Haus sind. Wenn meine Frau nicht da wäre täte ich mir das auch nicht an, das wäre mir einfach zuviel Streß.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Ja, auf der einen Seite ist es sicher egoistisch. Auf der anderen Seite fühlt er sich aus dem Leben seiner Frau und seiner Kinder gekegelt. Ich verstehe, dass er einen Kompromiss sucht, und seine Tochter wird es überleben, auch wenn sie es jetzt als Einschränkung wahrnimmt. Darüber hinaus weiß ich nicht, wie flexibel seine Frau ist. Wäre sie z.B. in der Lage, dann einfach das Wochenende zu tauschen, damit der Vater seine Zeit nicht teilen muss? Oft spielen Ehepartner das bisschen Macht, das sie glauben, über den anderen zu haben, nämlich gnadenlos aus.
      Was mich dann wiederum fasziniert, ist, was @Rainer jetzt auf Dich geantwortet hat. Ich bringe meinen Kindern, wie ich finde, recht erfolgreich, bei, dass Regeln und Privilegien sich von Elternhaus zu Elternhaus unterscheiden. Wir geben den Kindern zum Beispiel (noch) kein Kindergeld, sie haben auch keine Smartphones und keine Nintendo DS. Wenn die Älteste motzt, sage ich gerne: “Tja, Elternlotterie verloren!” Eigentlich sind damit Unterschiede in der Erziehung oder Freiheiten wie eine gegenseitige Übernachtung überhaupt kein Thema bei uns. Die Kinder verstehen: Was hier gilt, gilt noch lange nicht anderswo. Ich sehe das also nicht als Problem des eventuellen Einforderns, mehr als Problem des vielleicht nicht offenen Kommunizierens. Das zweite erschreckt mich: Es gibt ernsthaft Eltern, die einem alleinerziehenden Vater die Betreuung von Übernachtungsgästen nicht zutrauen? Was fürchten sie? Einen Missbrauch? Davor schützt die Anwesenheit der Mutter nicht im Geringsten. Sollte man den Menschen vielleicht mal sagen.
      Ich lasse mein Kind nicht bei Unbekannten übernachten. Welches Geschlecht der betreuende Part hat, ist mir egal. Zuverlässig vor Missbrauch schützen kann ich meine Kinder vor allem dann, wenn ich meine direkten Verwandten und engsten Freunde gut im Blick behalte. Es sind statistisch gesehen nämlich traurigerweise die, die uns am nahesten stehen.
      Sorry, ist wieder lang geworden. Ist halt ein Minenfeld :))

      • Natürlich hast Du in Sachen Mißbrauch recht, da sind zwei Erwachsene kein wirkicher Garant für die Sicherheit der Kinder, auch wenn man es gefühlsmäßig vielleicht so wahrnimmt. Darum gibt es bei uns auch die Regel, dass Übernachtungen nur dann ok sind, wenn wir die Eltern wo übernachtet werden soll kenengelernt haben. Das ist zwar auch keine absolute Sicherheit, aber ich weiß von anderen Kindern die übernachten dürfen wo sie wollen und die Eltern fragen nicht mal nach wo das ist. So nach dem Motto “Hauptsache ich habe meine Ruhe”. :-/
        Deine Kinder haben im Übrigen die Elternlotterie gewonnen, denn sie haben eine sehr kluge Mutter erwischt. Die Frage die mir auf den Nägeln brennt ist die, wie es mit dem “Gruppendruck” in der jeweiligen Peer Group aussieht? Bei meiner Tochter war es schlimm, die wurde bereits im Kindergarten gehänselt weil sie eben nicht mit Benetton-Klamotten dort hinging sondern mit Klamotten die auch mal schmutzig werden durften.
        In der Schule wurde sie dann dumm angeredet wie grausam ihr Outfit wäre und sie konterte damit ,dass das Grundgesetz ihr erlaubt sich so anzuziehen wie sie will. 4. Klasse, von den “Mobbern” hatte keiner überhaupt eine Ahnung was denn ein Grundgesetz ist. 🙂
        Taschengeld bekommen bei mir beide Kinder, Tochter gibt es sehr planlos aus, Sohn nicht so. Der ist auch Autist und viel einfach zufrieden zu stellen als ein pubertierende Mädchen. 🙂

        • Kommentar des Beitrags-Autors

          Großartig! Meine Tochter soll bitte auch aus dem GG zitieren 🙂
          Wir haben, was die peer group betrifft, bisher viel Glück. In unserer Grundschule, von der ich schon schrieb – Ganztagesschule mit weiterführender Gesamtschule, hoher Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, ist das Bild so divers, dass so etwas wie Kleidung wenig Rolle spielt. Für unsere Größte schon, sie ist so eine kleine Modepuppe. Das hat sie echt nicht von mir, bei mir gilt: “Ich bin auf, ich habe was an. Fertig.” Aber sie experimentiert bereits mit einer Nähmaschine und zieht auch ganz selbstverständlich SecondHand an. Der Anteil ist bei uns aus verschiedenen Gründen eher hoch. Wie es dann auf der weiterführenden wird, weiß ich nicht. Dieses Miteinander ganz verschiedener Kulturen und Familien (in der Klasse unserer Mittleren sind Kinder, deren Eltern aus Tobago, Bulgarien, Japan, Syrien, England, Norwegen und der Türkei stammen – und ich habe mit Sicherheit noch einige vergessen) zeigt den Kindern bereits sehr früh, dass die Unterschiede in den Klamotten oder in der Ausstattung nicht wirklich zählen. Der große Vorteil einer Modellschule. Mal schauen, wie sich das später entwickelt. 🙂
          Über Dein Kompliment freue ich mich so dezent, wie es geht: *freu! Danke!

  4. Schade, dass das Mädchen (wahrscheinlich) nicht vorher vom Vater gefragt wurde, was ihr Wunsch/ihr Bedürfnis ist… Denn das Mädchen sollte, meiner Meinung nach, wenn ich als Eltern die Wahlmöglichkeit generell habe, (mit)entscheiden bzw. zur Entscheidung beitragen dürfen!
    Und: bei dem was ich hier immer wieder lese denke ich, dass Deine Kids echt nen 6er gezogen haben ;o)

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Heike! Wie schön, Dich hier zu lesen :))
      Und danke für Deine Meinung und das wunderschöne Kompliment. Ich hoffe, die drei sehen das irgendwann auch so. 😉
      Grundsätzlich stimme ich Dir zu, und ich hoffe, dass diese Absprache innerhalb der Familie irgendwann in Zukunft stattfindet. Sonst wird es so sein wie bei mir: Nach der Trennung meiner Eltern musste ich erst wegen “Vaterzeit” auf bestimmte Verabredungen verzichten, und dann, als ich das nicht mehr wollte, hat sich mein Vater eben nur noch mit meinem Bruder getroffen. Meine Eltern schienen es irgendwie nicht auf die Reihe zu bekommen, auch mal auf Geburtstage und Kinoabende Rücksicht zu nehmen und vielleicht MAL ein Wochenende zu tauschen/ unseren Abend auf einen anderen Tag zu legen. An diese Unflexibilität und, damit einhergehend, an den Verzicht, erinnere ich mich heute noch gut. Gleichzeitig denke ich, vermutlich hat mein Vater so eine Art “Struktur” in das neue Leben bringen wollen – und dazu gehörte nach seiner Ansicht eben, dass man den Kindern eine gewisse Stabilität und Verlässlichkeit bietet. Wir sehen uns am Mittwoch, und jedes zweite Wochenende seid Ihr bei mir. So, fertig.
      Wie es oft so ist: in bestem Wissen/Gewissen handeln die Eltern, und planen an den Kindern vollkommen vorbei. Ich drücke die Daumen, dass es hier anders läuft. 🙂

  5. meleksgrafitto

    liebe juna,

    kennst du wirklich keine frau, die so mit dir oder einem mann geredet hätte?
    dann kennst du völlig andere leute als ich?
    und das wiederum ist d e i n problem?
    weil man sich ja seine freunde und bekannte ja eigentlich aussuchen kann?

    guter gruß

    melek 🙂

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Inwiefern kann ich mir denn die Eltern der Freunde meiner Kinder aussuchen? ^^ Wenn Du da einen Tipp für mich hättest, wie ich das machen kann, ohne meine Kinder einzuschränken, dann immer her damit. 🙂
      Versteht sich ja von selbst, dass ich mit ihm kein Bier trinken gehen würde, oder? Selbstverständlich haben mich in meinem Leben auch Frauen nicht mit Samthandschuhen behandelt. Aber darum ging es hier nicht. Und Du machst nun dasselbe wie der unglückliche Vater. Der hat mich stellvertretend für die Frau, die sein Leben fremdbestimmt, genommen und mich ohne jeglichen Grund scharf angegriffen. Und Du nimmst dieses Erlebnis und liest darin eine Kritik “männlichen Verhaltens”. Dabei hat ja lediglich DIESES Exemplar sich so verhalten – und eine Handvoll weitere, die ich in einem Kommentar beispielhaft erwähnt habe. Jedes Mal war es dabei so, dass ich herhalten musste für eine andere Frau, oder andere Frauen, und auch wenn ich die Wut individuell verstehen kann: Siehe Titel des Posts. Ich habe mitfühlend reagiert und bin GENAU AUS DIESEM GRUND als Fußabtreter benutzt worden. Zumindest hat er das versucht. 😉 Und dagegen wehre ich mich. Wenn ich etwas falsch mache, kann man mich kritisieren. Wenn jemand ein Problem mit etwas hat, das ich sage, diskutieren wir. Aber ich bin kein Blitzableiter für jedwede Wut auf bestimmte Personen, deren Geschlecht ich rein zufällig teile. Und Kritik sollte zu jeder Zeit nicht generalisierend, möglichst sachbezogen und individuell bleiben. “Ihr Frauen – Ihr Männer” – was bringt das? Damit wären wir wieder bei der Diskussion nach dem “Meine Meinung – Deine Deinung”- Post. Herzlichen Gruß auch an Dich!

      • ich habe es wohl wirklich nicht verstanden, liebe juna.
        denn dein post stellt ja wohl die these auf, der mann habe die trennung von seiner frau nicht verkraftet und würde nun jede gelegenheit benutzen, um andere frauen dafür stellvertretend anzugreifen. ich finde aber in deinem text keinen wie immer gearteten beleg dafür. also er sagt, soweit ich es sehe, nichts, was rückschlüsse dieser art zuließe? es ist also mehr so dein gefühl, daß dir das alles sagt? ist das nicht sehr pauschalisierend? denn zwischen dem, was er sagt und deiner interpretation gibt es nunmal keinerlei bindeglied? der subtext, den du hörst, der kann ja auch nur in deinem ohr spielen und er hat was er sagte, wörtlich gemeint? daß ihm das zuviel aufwand ist und er lieber mehr von seiner tochter hätte?
        und was ist daran nicht zu verstehen?`
        im übrigen, wenn deine tochter neun ist, so entscheidest du wohl immer noch, ob d u den kontakt zu den eltern über das notwendige maß hinaus pflegst. ja, du entscheidest auch, wer bei wem übernachtet. und wenn dir der typ so unsympathisch ist, daß du mit ihm kein bier trinken gehen magst, warum bist du dann per du mit ihm? weil man das eben so macht?
        und andersherum, warum sprichst du ihn nicht direkte auf die von dir unterstellten gründe für sein verhalten an? ja, wenn du diesen mann sowenig schätzt, dann solltest du deine tochter in der tat einschränken, dann sieht sie ihre freundin eben nur in der schule. wenn die eltern sich nicht mögen, dann wird sie das eben verstehen müssen. sie ist neun.
        ich sage dir, was mich an deinem post wirklich irritiert:
        du verurteilst jemanden, ohne irgendeinen wirklichen beweis, daß das von dir unterstellte wahr ist. so ein vages gefühl reicht halt nicht, oder?
        guter gruß

        melek

        ps ich erwarte in deiner antwort die naheliegende frage, ob ich kinder habe. mal sehen, ob ich recht habe. 🙂

        • Kommentar des Beitrags-Autors

          Du gehst davon aus, dass ich antworten werde. In den allermeisten Fällen tue ich das auch. Wenn ich, und das ist hier der Fall, aber lediglich Anschuldigungen statt Fragen lese, und obendrein ein völliges Verkennen der Situation (Ich bin und war nicht der Aggressor, und ich habe mich nicht falsch verhalten), dann möchte ich nicht antworten. Zumindest gerade nicht. Ich trete damit, wie man so schön sagt, für heute und jetzt aus dem Kontakt. Ich werde Dich ein anderes Mal nach Deinen Kindern fragen und, ggf, das Thema noch einmal aufgreifen. Das allerdings würde bei Dir eine Haltung voraussetzen, in der Du diese zwei Fakten anerkennst: Ich habe nichts getan. Und ich habe ein Recht, mich bei Angriff zu verteidigen.

          • ich nicht?
            ich darf mich auch gegen angriffe verteidigen? denn du greifst mich schon an, hm?
            es würde mich zb ja auch sehr interessieren, ob du die geschichte seiner trennung, die du ja sehr gut zu kennen scheinst, auch aus seinen eigenen erzählungen kennst? oder nur aus andren mündern. denn i h n verurteilst du ja schon auch? und ansonsten habe ich dir einfach fragen gestellt. die mußt du nicht beantworten. aber ich halte es für legitim, den anwalt dessen zu spielen, den du hier in vielleicht auch sehr einseitiger weise darstellst? du redest hier über ihn. aber redest du auch m i t ihm? wo ihr doch per du seid und deine tochter bei ihm übernachtet.
            legitime fragen, liebe juna.
            du veröffentlichst hier und wirst dich schon öffentlicher kritik stellen müssen.
            oder wo war ich denn eigentlich genau unfair zu dir? warst du fair zu ihm. hier?
            jeder darf jedem eine frage stellen? so ist das eben mit der offenen gesellschaft.

            guter gruß und bis später-

            marcel 🙂

  6. silent write

    Du hast absolut recht. Der gegenseitige Respekt bleibt leider allzu oft auf der Strecke. Die Gefühle des Vaters sind nachvollziehbar und sicher aus einer persönlichen, emotionalen Situation heraus auf dich übertragen worden. Es hat wieder einmal jemanden getroffen, der gar nichts damit zu tun hat. Du warst lediglich Blitzableiter und Ventil für Aufgestautes aus seiner schwierigen Situation. Ich glaube nicht, dass er mit einem Mann auch so gesprochen hätte, denn sicher hätte er nicht den Mut gehabt, seinen Gefühlen so freien Lauf zu lassen. Gerade deshalb war es wichtig, dass du ihm den Spiegel vorgehalten hast. Manchmal braucht man das, um wieder zur Besinnung zu kommen. Ich glaube, du hast ihm damit sogar einen Gefallen getan.

    Wenn man selber so eine Trennungssituation hinter sich hat, weiß man wie schwer das oft ist, seine eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen, die Kinder weiter IHR Leben leben zu lassen ohne auf Wochenendregelungen zu bestehen. Das kann man aber lernen. Dafür braucht man u.a. Menschen wie dich, die einem den Spiegel vorhalten.

  7. Anita

    Ich habe solche Diskussionen mit männlichen und weiblichen Vertretern von Eltern schon geführt.

    Aber eher auf der Seite derjenigen, die es ihren Kindern aus verschiedenen Gründen einfach nicht erlauben konnte. So gern ich es auch gewollt hätte.

    Und ICH stand dann als der Miesepeter da, der seinen Kindern nichts gönnt und der himmelfroh gewesen wäre, eine solche Lösung angeboten bekommen zu haben.

    So verschieden können die Ausgangslagen sein. Bei uns liegt es an der Behinderung aller Kinder.

    Ich kann hier keinen Massenauftrieb gebrauchen.

    Damit würde ich den eingeladenen Kindern keinen Gefallen tun.

    Mach dies aber mal anderen Eltern verständlich.

    Ich finde es gut, dass Du nicht erwartest, dass Dein Kind eine ähnliche Gegeneinladung erhält (setze ich jetzt einfach mal voraus 😉 ). Aber das weiß das Gegenüber in den seltensten Fällen. Oder traut sich einfach nicht zu fragen.

    Manchmal wünschte ich mir, wir würden überhaupt eine Einladung erhalten oder jemand würde kommen. *seufz*

    Ich habe bisher nur eine einzige Familie kennengelernt, die damit umgehen konnte, dass bei uns ALLES anders läuft, als bei anderen. Die uns dadurch ganz toll unterstützt und entlastet hat.

    Aber Deine Überschrift, die unterschreibe ich sofort!

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Danke Dir vielmals. Das finde ich sehr schade, was Du beschreibst, denn die anderen nehmen sich dadurch ja auch eine tolle Chance! Spielen sicherlich unnötige Berührungsängste mit hinein, und, ja, Angst, bestimmte Dinge einfach zu fragen.

      Ja, wir persönlich setzen da keine wie auch immer geartete Gegenleistung voraus. Umgekehrt haben wir ja auch weder Lust noch Geld noch Möglichkeiten, bestimmte Dinge zu machen, nur weil das bei anderen Kindern “normal” ist. Das merken unsere Kinder vor allem an Dingen, die sie NICHT haben. So wie alle Kinder es tun. Dann kann man sie an die Dinge erinnern, die sie dafür haben – das geht bei meinen mittlerweile ganz gut. Ich finde, niemand sollte der Miesepeter bei irgend jemandem sein, nur weil er bestimmte Möglichkeiten nicht hat. Umgekehrt fand ich es grenzwertig, es mehr oder minder vorgeworfen zu bekommen, meiner Tochter diesen Wunsch zu erfüllen. Ich denke, die meisten Eltern tun alles, was in ihrer Macht steht. Das respektieren die Kinder häufiger als man denkt. Warum respektieren es die anderen Erwachsenen nicht einfach auch? Wir würden es uns allen viel leichter machen 🙂
      Ich finde die Einblicke, die Du mir und den anderen in Deine Familie gibst, immer wieder horizonterweiternd. Danke Dir also nochmals für diesen, und generell für alle Kommentare!

      • Anita

        Berührungsängste sind es eher selten.

        Wir sind halt “verschroben”. 🙄

        Mit heutigem Hintergrund, nach über 4 Jahren, kann ich es sogar verstehen.

        Vier autistische Kinder in verschiedenen Altersklassen mit einem “beschränkten” Budget, dass ist halt nicht so einfach.

        Heute traue ich mich, es einfach so zu sagen. Das es ist, wie es ist.

        Es war ein harter Weg bis dahin. Für alle!

        Und selbst, wenn das eine Kind alle Kraft und Konzentration aufwendet, die es besitzt, um der Situation Herr zu werden, so heißt das nicht, dass es den anderen Kindern ebenfalls diesen Aufwand wert ist.

        Das wir nicht einfach sind, dass weiß ich. Was für “Kopfstände” ich mache, dass überhaupt was geht, dass sieht niemand. Wie auch, wirken die Kinder doch auf andere so “normal” aber doch irgendwie anders.

        Und Angst, nein! Das ist es bestimmt nicht.

        Es reicht einfach, “anders” zu sein. Nicht an jedem “Schmu” gefallen zu finden und dies auch noch “dreist” zu äußern. Sich von Massenveranstaltungen zurückzuziehen, weil sie einfach nur belastend sind.

        Sind wir doch “nur” von der “leichteren” Form des Autismus betroffen (Asperger) und ansonsten recht “intelligent”, die Kinder gut in der Schule. “Geht ja mal gar nicht” (Sarkasmus off).

        Ich spreche mich persönlich absolut nicht davon frei, ebenso wie die Kinder ; “Alles in den falschen Hals zu bekommen”. 🙄

        Ich verstehe die meisten Aussagen wortwörtlich und hänge dann in Gedankenschleifen fest oder reagiere “unangemessen”. Eben wie die Kinder.

        Da ist es auch schwierig, geben ich ununwunden zu, eine klare Kommunikation zu pflegen.

        Es wirken da so viele Dinge auf einmal und oft verschrecke ich die Menschen mit meinen Reaktionen. *seufz* Für mich sind sie logisch und nachvollziehbar, für andere absolut überzogen.

        So zB. heute, kam die Kleine tatsächlich von einer Einladung wieder. Klatschnass! Und das nach 1,5 Wochen dauerkränkelnd. Eine Schnitzeljagd bei Sturm und Regen ist halt was “Feines” *Ironie off* Ich habe mich seeeeeeeeeeeehr zusammen gerissen, nicht direkt einen Ausraster am Telefon zu bekommen. Aber ich bin einfach sauer! Ich setze hier zuviel voraus, erwarte zuviel und reagiere für andere schwer nachvollziehbar. Jetzt hoffe ich einfach, dass die Kleine nicht krank wird und nicht die ganze Familie sich ins Bett verzieht. Mein Kräfte sind einfach endlich, mein Alltag frisst Reserven “am laufenden Band” und für Eskapaden ist da einfach keine Luft mehr. Aber das liegt eben bei mir.

  8. Mir ist da gerade was aufgefallen und ich hoffe, es hat noch niemand erwähnt (hab die Kommentare nur überflogen). Er redet ja davon, dass er “DIE Kinder” nur das Wochenende über hat. Wie viele Kinder hat er denn außer dem Mädel? Zwei oder mehr? Oder nur noch eines (vermutlich)? Dann wäre das doch mal eine extrem gute Gelegenheit gewesen, mit dem anderen Kind einen Abend alleine zu verbringen und die Bindung zu stärken. Wenn er die Kinder nur jedes zweite Wochenende hat, kann er das ja normalerweise nicht machen. Er kann ja nicht zu seiner Tochter sagen: “Du, heute mache ich mal nur was mit deinem Bruder/deiner Schwester.” Oder umgekehrt.
    Gerade nach einer Trennungssituation muss doch erst wieder Vertrauen und Bindung aufgebaut werden. Die Kinder vermissen ihren Papa, wobei natürlich eine Party mit Übernachtung in dem Alter einen unwiderstehlichen Reiz hat. Die Kleine wäre also perfekt versorgt gewesen und er hätte sich ohne Eifersuchtsdramen mal ganz seinem anderen Kind widmen können.

    Ist ja jetzt schon vorbei, aber so als Anregung möchte ich es trotzdem hier lassen. Nicht für dich, sondern für Menschen in dieser Situation.

    Hast übrigens ein Blogstöckchen, wenn du magst 😉

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