Das Netz ist das, was Du draus machst

In eigener Sache, Kinder

“Wie sie sich doch schlecht benehmen, die Menschen. Es ist von beachtlicher Scheußlichkeit!”

schrieb mir meine Freundin neulich, nachdem ich ihr den folgenden Alltagsschnipsel zukommen ließ.

Der letzte Beitrag handelte von Hoffnung und Menschlichkeit. Dieser hier muss faktisch den Kontrapunkt einnehmen…

Unverständlich, nach wie vor, wie einige Leute ihr Alter erreicht haben, ohne von jemandem in einen dunklen Keller gesperrt zu werden…

Ich, momentan voll auf dem Idealisten-Trip, wir können alle die Welt retten, wir müssen nur endlich einmal und so weiter, laufe mit meiner weit ausstrahlenden Aura voller Positivität durch die Gegend. Verbreite Liebe und Freude und die Botschaft, doch mehr Gemüse zu essen. Und bin entgeistert, wenn mir plötzlich jemand völlig Fremdes nicht zumindest höflich begegnet. Der folgende Zusammenstoß machte mich erst einmal sprachlos, und dann echt SEHR wütend:

Die Nachbarin bat mich an einem sonnigen Morgen, ihre Kinder auf dem täglichen (CO2-neutralen) Gang zur Schule mitzunehmen. Wir gingen also insgesamt zu sechst, unsere beiden und ihre drei. In der Straße, die zur Schule führt, gibt es nur einen schmalen Gehweg – ohnehin ein Nadelöhr, an dem man jeden Morgen freundlich lächelnde Eltern trifft, die entgegenkommenden Nachwuchs durch Ausweichen in die Autoreihe vorbeilassen. An eben diesem Nadelöhr ging der Sohn meiner Nachbarin als erster der Gruppe an einem geparkten Wagen vorbei. Direkt nach ihm öffnet sich die Autotür des Wagens, bis zum Anschlag. Dran-vorbei-drücken unmöglich, da steht nämlich ein Haus. Ich rufe dem Jungen zu, er solle mal schnell auf uns warten, und warte meinerseits mit dem Rest der Bande friedvoll und ganz in meiner Mitte… und warte… und warte…

Die Dame steigt auch irgendwann aus… steigt aus…. und steigt aus… dreht ihre Schlüssel, schaut sich um, guckt nochmal ins Wageninnere… nun, nach einiger Zeit des friedvollen Beobachtens spreche ich sie höflich und lächelnd an, ob sie so freundlich wäre, uns kurz vorbeizulassen. Meine Erwartungshaltung dabei? Ein “oh, natürlich, ich habe Sie nicht gesehen!” wäre in meinen Augen die adäquate Reaktion gewesen. Stattdessen blafft sie mich vor den Kindern an, sie dürfe ja wohl noch aus ihrem Auto aussteigen! Den verblüfften Hinweis meinerseits, sie brauche dafür allerdings ganz schön lange, kontert sie mit einem ebenso lauten wie getragenen „Das ist ja wohl MEINE Sache, wie lange ich dafür brauche!“ Natürlich hätte sie damit Recht gehabt, wenn sie auf einem privaten Parkplatz gestanden hätte, wo sie niemanden behinderte. Nun erläutere ich ihr aber, dass es sich um einen Schulweg handelt, den sie komplett versperrt, und es ja wohl schlicht normale Rücksichtnahme wäre, wenigstens die Autotür nach dem Aussteigen 10 Zentimeter zu sich zu ziehen, damit der Durchgangsverkehr vorbei laufen kann. Woraufhin sie anfängt, mich zu beschimpfen. Ich so kuck. Und dann ist mir doch glatt, Karma und Frieden und Verständnis für alle hin oder her, der Kragen geplatzt. Die Kinder kennen jetzt viele neue Wörter. Es sind auch so schäbige wie „hirntot“ und so unkreative wie „völlig bescheuert“ dabei gewesen.

Was macht man bloß in so einer Welt? In dem benachbarten Haus ist eine Arztpraxis, vielleicht wollte sie dahin, vielleicht kriegt sie eine echt, echt schlimme Diagnose und nimmt sich selbst aus dem Genpool.

„Sagt die Erde zu einem anderen Planeten: ich hab da ein schlimmes Problem! Der andere Planet: Was denn? Die Erde: Ich hab MENSCHEN! Der andere beruhigt: Ach, keine Sorge, die hast Du nicht mehr lange!“

Recht hat er!

 

  1. Die dumme Plinse. Genau, der hast es gegeben! 🙂

  2. Ja, manchmal bleibt nur die Flucht nach vorne:) Habe gerade auch in Deinen Alltagsschnipseln gestöbert – herrlich!

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