Nach den letzten Landtagswahlen, und sehr verschiedenen Diskussionsimpulsen zu meinem letzten Blogpost über die Funktion von Humor im Umgang mit der AfD lege ich nach. Zum einen, weil viele kluge Menschen Recht haben, wenn sie feststellen, dass man spätestens nach den eingefahrenen 10 – 12% gut daran tut, diese Menschen ein wenig ernster zu nehmen. Zum anderen, weil ich keine Lust habe, den ursprünglichen Blogpost, der sich ja gar nicht wirklich mit den Zielen und Absichten der AfD auseinandersetzte, nun im Nachhinein mit Kommentieren und Editieren kaputt zu machen.
Nach wir vor verteidige ich alle Formen von, gerne auch schwarzem, Humor im Umgang mit untragbaren Haltungen. Dazu leihe ich mir das schöne Wort „Psychohygiene“ von Friedemann Karig. Es ist der eigenen Psychohygiene extrem förderlich, sich ab und an lustig zu machen. Weiterführend ist es jedoch nicht. Auch Ignorieren wird nicht helfen. Gleiches gilt für ständige Nazivergleiche, oder die Verweise auf “die im Osten”. Als würde in Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg oder Hessen anders gewählt.
Wer sich nach den Wahlen fragt, wie „das“ passieren konnte und wo die ganzen AfD-Wähler herkommen, hat in den letzten Jahren nicht gut aufgepasst. „Wir werden mit Angst regiert, meine Damen und Herren“, sagte Volker Pispers am Sonntag abend – und das ist bereits seit vielen Jahren so. Die regierenden Parteien reden uns ein, wir müssten in permanenter Angst vor anderen Menschen leben, und nur der Staat könne uns schützen. Wie dieser Schutz aussehen kann, sehen wir in den USA. Nach einer Studie sitzt dort 1 % der Bürger in einem Gefängnis (Rekordzahl!), viele Staaten drohen immer noch mit der Todesstrafe, vor jeder Bank bewaffnete Polizisten, überall Kameras und – unsichtbar – die NSA. Und obwohl 2013 offenbar die Zahl der Morde zumindest rückläufig war, wird die USA im Global Peace Index der UN auf einem “wenig schmeichelhaften” 99. Platz knapp vor China verortet – wegen hoher Kriminalitätsraten und der horrenden Zahl von Häftlingen. DAS ist der Schutz, den der Staat mit Überwachung, Strafen, Abgrenzung und Inhaftierung leisten kann. Aber wenn ich den Menschen jahrelang erzähle, Andere wollten ihnen an Leib, Leben und – schlimmer – ihr Geld, habe ich am Ende überzeugte AfD-Wähler.
Über die Entwicklung der AfD und etwaige Diskrepanzen zwischen neuerer Ausrichtung der Partei und eigentlichem Programm als „liberal-konservative“ Alternative gibt es eine Reihe interessanter politischer Kommentare. Gerne wird behauptet, diese Form der Berichterstattung sei linkslinke Propaganda. Umso großartiger, dass eine AfD-Aussteigerin ihren Austritt sachlich und glaubhaft auf ihrem Blog begründet. Sie vollzieht die Bewegung der Partei, die viele von außen beobachtet haben, aber kaum als “Parteilinie” festmachen konnten, aus dem Inneren heraus nach. Dabei wird deutlich, wie sehr auch Mitglieder der Partei selbst das Formen und Instrumentalisieren eines Feindbildes wahrnehmen konnten. Ein Feindbild zu generieren ist unglaublich leicht. Die Menschen haben gerne Schuldige für nationale Missstände, für die niemand so richtig verantwortlich sein möchte. Abgrenzung von anderen liegt in der Natur des Menschen, Biologen sprechen von einer Verhaltensweise, die in unseren Genen verankert sein soll. Vielleicht ist das der Grund, wieso wir auf so abstruse Konzepte wie das einer „Rasse“ hereinfallen. Zu welchen lächerlichen Maßnahmen die Kombination aus Angst und Feinbild führen kann, hat vor kurzem der Moderator der Sendung „Armes Deutschland“ an einem konkreten Beispiel gezeigt (ich habe es nach unten stehendem Zitat aus der Sendung verlinkt). Ich möchte ohne den täglichen Godwin auskommen, aber der Verweis auf das, was geschichtlich passiert, wenn ein Angst-und-Feindbild-Regime an der Macht ist, sei mir gestattet. Alle faschistischen Systeme der Vergangenheit haben sich auf Angst und auf ein konkretes Feindbild gegründet, und wo die USA hinläuft, weiß momentan auch noch niemand. Schließlich hat Präsident Obama die Bush-Gesetze, die wesentlich mehr Macht auf die Exekutive konzentrierten als in einer funktionierenden Demokratie üblich ist bis heute nicht zurückgeändert.
Die Welt, in der wir leben, ist also die folgende: Menschen, die aus Zufall in Deutschland, einem immer noch sehr freien Land mit vielen Privilegien, geboren wurden, glauben einer permanenten Angstpropaganda, die eine Regierung aus Selbsterhaltung befeuert. Ein ängstliches Volk ist ein leicht zu regierendes Volk, zumal es uns nicht an Billigfleisch und Benzin fehlt. (Schon wieder @geistesgift, das wird noch zur Gewohnheit ;-)) Jetzt entgleiten den etablierten Parteien ihre ständigen Rufe nach Überwachung, Sicherheit und „klar geregeltem Einwanderungsrecht“ – aber nicht, weil die Menschen in Deutschland sich ihrer Privilegien bewusst werden und die Angstpropaganda durchbrechen, sondern weil eine Partei rechts davon auftaucht, die sich nicht entblödet, die „innere Sicherheit der DDR” zu loben. Es ist nicht die Schuld der einzelnen (nicht-rechtsradikalen) Menschen, eine solche Partei wählen zu wollen. Es ist eine konsequente Folge aus der Präkonditionierung und der Angstmache, die in Deutschland seit vielen Jahren zum guten Ton der regierenden Instanzen gehört.
Kommen wir zu dem, was wir tun können: Bloggen. Wie z.B. Michaela Merz, die über ihren Austritt bei der AfD schreibt. Die Parteiziele der AfD für jeden verständlich übersetzen, wie @leitmedium hier vorschlägt. Deutlich machen, dass es genügend Menschen gibt, die nicht bereit sind, in einer Welt voller Angst vor anderen Menschen zu leben. Und die Menschen ganz direkt fragen: Wovor habt Ihr Angst?
Wovor habt Ihr solche Angst, dass Ihr eine Partei wie die AfD in der Regierung sehen möchtet?
Das hier ist Eure Entscheidung:
„[Es ist] ein Deutschland, wie es mir fehlt. Kein Land, das Zäune aufstellt, um sich abzuschotten. Sondern eines, das alles dafür gibt, dass wir als Gesellschaft zusammenwachsen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viel Energie es kosten muss, all diesen Hass in sich herumzutragen, wenn man sich vor Flüchtlingsheime stellt und den Hitlergruß zeigt. […] Die Welt ist nicht immer ein schöner Platz, aber sie ist das, was wir daraus machen. Und wenn ich wählen muss, ob meine Kinder allein auf einem eingezäunten Spielplatz sitzen, oder gemeinsam mit den Nachbarskindern im Regen tanzen, dann muss ich kein Soziologieprofessor sein, um abzuschätzen, was uns als Gesellschaft näher zusammenbringt.“ Rayk Anders
Mehr Links:
Wer gerne ein wenig Psychohygiene betreiben möchte (und dabei noch etwas über Zitate aus den AfD-Reihen lernen), dem sei dieses hübsche Spiel empfohlen.
Für alle, die ein wenig Zeit haben, ist hier das ausführliche Wahlprogramm der AfD (Thüringen) zum Download. Nun gilt es, mal zu übersetzen, was da drin steht – nach dem oben verlinkten Vorschlag von @leitmedium „Was die AfD sagt – was die AfD meint“.
Ein weiteres AfD-Mitglied geht. Und schreibt darüber.
Ausführlicher, aktueller Kommentar zur Ausrichtung der AfD in derfreitag.
Den Kommentar von Claudia Klinger zu diesem Post (und dieser Problematik) findet Ihr auch auf ihrem Blog. Das ist großartig! Danke dafür.
Zu Luckes Glühbirnen-Idee hier ein lesenswerter Artikel. Passt sehr gut zum Kommentar von Martin aka iPhelBlues weiter unten.
Im Cicero-Magazin wird die gesellschaftspolitische Richtung des beschriebenen “Zurück” als neuer Konservativismus bezeichnet und – oho – mit der Angst vor dem Digitalen verknüpft. Gleich zwei meiner Themen in direktem Bezug.
Anita
AfD – Wähler sind leider auch so entnervt von Parteien-Einheitsbrei, dass sie nicht Willens sind, sich mit dieser Partei genauer auseinanderzusetzen.
An allgmeinen Aussagen sind sie für den “Norm”albürger (deutscher Michel) nicht greifbar, sondern klingen vernünftigt. Besonders für jene, die über etwas Geld verfügen. Und die der Angstmache glauben. Wobei manche Ängste ja durchaus real sein mögen. Nur die von der AfD oder auch CDU/CSU, FDP, SPD usw. geschlossenen Folgen / Notwendigkeiten nicht zum gewünschten Resultat führen werden.
Und was die Linke, die Grünen, die Piraten fordern könnte diesen Wählern etwas abverlangen, was sie nicht leisten wollen.
Teilhabe für Alle von Allen bedingt zum Teil Verzicht auf Althergebrachtes, Mut zur Veränderung und ein neues Menschenbild. Den Willen dazu verspüre ich allerdings bei nur ganz wenigen Mitgliedern aller oben genannten Parteien. Von den Vorständen ganz zu schweigen.
Und es ist ja leider kein deutsches Phänomen.
Esther
Hallo,
das was Du hier sehr gut beschreibst, erinnert mich an “Der Name der Rose”. Auch dort geht um die Abneigung der Konservativen gegen Humor und darum, dass Humor zum Problem wird, wenn man mit Hilfe von Angst herrschen möchte. Denn Humor hat die Kraft Ängste zu mildern. Und es geht auch dort im Hintergrund die ganze Zeit um soziale Gerechtigkeit und Fragen der Ressourcen-Verteilung.
Konservative sind seit Jahren erfolgreich darin einerseits die Ursachen der begründeten Ängste zu schaffen und auszubauen (unsichere Existenz für immer mehr Menschen), um sie dann umzulenken auf Gruppen, die vollkommen wehrlos sind. Eine Art Perpetuum Mobile der sozialen Ungleichheit. Schrecklich!
Danke für Deinen Text.
Viele Grüße
Esther
hardy
“wahrlich, es waren finstere zeiten, in den ein kluger mann sich gezwungen sah, dinge zu denken, die zueinander im widerspruch standen” … (platz 2 in der top ten meiner lieblingszitate)
ahem, also ich verstehe mich als konservativ und unterscheide zwischen “struktur”- und “werte”-konservativ. du meinst “strukturkonservative”, “rechte” oder “reaktionäre”. aber hoffentlich nicht mich 😉
Erbloggtes
Vielen Dank für den Artikel, der besser ist als alles, was ich in Massenmedien in den letzten Wochen zur AfD gefunden habe!
Kritisch-konstruktiv ergänzen möchte ich:
– Dass “die Menschen in Deutschland sich ihrer Privilegien bewusst werden und die Angstpropaganda durchbrechen”, ist m.E. kein realistisches Szenario. Und zwar deshalb, weil die gemeinten Menschen zwar Privilegien haben, derer sie sich vielleicht nicht bewusst sind – vor allem aber haben sie Privilegienmangel und -bedrohung. Der reaktionäre Spruch “schaut nur, wie gut es euch geht” führt in die Irre. Die Angst der Menschen hat reale Grundlagen: Sie sind von sozialem Abstieg bedroht und betroffen. Die Erfolge der AfD (und zuvor anderer rechter Gruppen) in Ostdeutschland sprechen aus meiner Sicht klar die Sprache der Verlierer der Wiedervereinigung. Nicht dass es diese sozial Deklassierten im Westen nicht gäbe. Aber im Osten sind sie mehr, sichtbarer, ganze Viertel, Dörfer, Kreise.
– Die Angst vor sozialem Abstieg ist nicht das Ergebnis von Propagandalügen. Sondern von realem sozialem Abstieg breiter Bevölkerungsgruppen. (Ich habe Anfang des Jahres mal über Die Armutslücke gebloggt. Da ging es auch um die Breitendiskurse, aus denen die AfD entstanden ist – “Kein Geld für Griechen!” – und die Diskurse, die damit verschleiert wurden.)
– Deshalb setzt die Maßnahme “Bloggen” gegen die AfD am falschen Punkt an, wenn man sie naiv interpretiert als Entlarvung fieser AfD-Ziele, Information gegen Desinformation o.ä. Viele Menschen interessieren sich nämlich gar nicht mehr für diese Information. Die Desinformation reicht ihnen völlig. Für sie mag Psychohygiene bedeuten: In meiner Scheisslage hab ich keine Muße für komplexe Polit-Analysen, die mir am Ende doch nichts nützen, weil sich die Gesellschaft offenbar lieber um das Wohlergehen von [Feindbild x] kümmert, während ich hier täglich kämpfe, um [Deklassierungsangst y] zu verhindern. (x und y könnten z.B. Asylbewerber und Arbeitslosigkeit sein.) Die meisten Menschen glauben ja gar nicht, dass die AfD irgendwas besser machen würde – vielleicht will selbst die Mehrheit der AfD-Wähler sie nicht in der Regierung sehen. Aber ortsweise >50% der Wahlberechtigten glauben offenbar, dass sie sich besser um ihren eigenen Scheiß kümmern, als zur Wahl zu gehen. Wahlbeteiligung sollte man als einfache Kosten-Nutzen-Abwägung interpretieren.
– Sehr gut finde ich den Vorschlag, die Menschen ganz direkt zu fragen: Wovor habt Ihr Angst? Jedoch: Wenn man das in der Fußgängerzone fragt, wird es den meisten wahrscheinlich nicht bewusst sein, dass ihnen sowas wie eine sichere Rente, ein zufriedenstellendes Lohnniveau oder eine stabile wirtschaftliche Absicherung fehlt. Wenn du deine Welt erstmal als einen “Kampf ums Dasein” wahrnimmst, wäre es ja sogar gefährlich, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen. Da heißt es: Stärke zeigen. Konkurrenten wegbeißen.
– Wir müssen vielleicht froh sein (und dankbar gegenüber den südeuropäischen Verlierern der Eurokrise), dass da verhältnismäßig gesittete Professoren in den Parlamenten versuchen wollen, einen Verteilungskampf zu ihren Gunsten zu führen, so sehr uns die menschenverachtenden Maßstäbe ihres Verteilungskampfes anekeln. Die schlimmsten Gräuel, die die AfD propagiert, würden von vom Bundesverfassungsgericht, vom EuGH oder vom EGMR ohnehin für grundrechtswidrig erklärt. Das ist immerhin besser als Parteien, die ihre Verteilungskämpfe mit Brandsätzen gegen Flüchtlingsunterkünfte führen wollen.
Ich bin schon ziemlich zynisch. Wahrscheinlich verbietet es sich mir deshalb, optimistisch-konstruktive Vorschläge zu formulieren, was wir da tun können. Beten? Kolchosen gründen? Auswandern? Zwecklos. Um von dieser zynischen Resignation wegzukommen, wäre vielleicht der erste Schritt, irgendwas zu finden, woran man seine Hoffnung knüpfen kann. Bloß: Was könnte das sein?
Rainer König
Danke für dieses Posting. Ja, die Angst geht um und wie Erbloggtes das ganz richtig beschrieben hat diese Angst vor dem “sozialen Abstieg” ganz reale Grundlagen. Das Volk hat Angst und merkt auch sehr deutlich, dass die sogenannten etablierten Parteien unfähig und nicht Willens sind etwas an diesem Angstszenario zu ändern. Angst und Unzufriedenheit ist aber wieder ein perfekter Nährboden für irgendwelche Heilsversprecher und hey, wenn da eine Partei kommt die sich “Alternative für Deutschland” nennt, dann ist das doch per se schon der ideale Gegenpol für Merkels alternativlose Politik. Hier muss man den Parteigründern schon zur Namenswahl gratulieren, damit sind sie durchaus salonfähiger als beispielsweise die “Piratenpartei”, bei denen der Wähler sich erst mal informieren muss um zu verstehen, worum es geht.
Allerdings stellt sich mir auch die Frage, wer denn die AfD finanziert. Kurz nach Parteigründung schon einen sehr teuren Wahlkampf machen zu können, das macht mich dann schon stutzig. Die Piraten können sich gerade mal einfache Plakate leisten und die AfD stellt halbe Plakatwände auf. Also dickes Geld, sicher die Repräsentanten für die vom sozialen Abstieg bedrohten.
Martin
Hallo zusammen,
ich gebe meinen Senf dann einfach mal als direkte Antwort und Ergänzung von Rainers Kommentar zum Besten.
Ich denke, wir können uns, spätestens mit Auftauchen der AfD auf der politischen Bühne, von den Kategorien “links” und “rechts” verabschieden. (Dass diese Kategorien im Richtungsstreit der Piraten schon nicht mehr gezogen haben, lasse ich jetzt kurz außen vor.)
Ich plädiere vielmehr dafür, die Kategorien “vorwärts” und “rückwärts” einzuführen. Lass mich kurz erklären, warum: Wir leben, wie ich finde, in einer wundervollen Zeit, in der so unendlich viel möglich zu sein scheint. (Abgesehen von der Sache mit dem Beamen und der Lichtgeschwindigkeit ist eine Menge Zeug aus Star Trek mittlerweile kalter Kaffee … ) Selbstverständlich geht mit der Eröffnung neuer Möglichkeiten auch eine immer größer werdende Komplexität unserer Gesellschaft einher. Mit den zunehmenden Gestaltungsmöglichkeiten jedes einzelnen (Demokratisierung der Presse und des Buchmarktes … ) geht notwendigerweise auch eine wachsende Angst vor den neuen Freiheiten einher. (Mag vielleicht ein plumpes Beispiel sein, aber die Eltern unter uns kennen das zunehmende Bedürfnis nach Nähe von Kleinkindern, die sich immer weiter in ihre Welt vorwagen.)
Diese Veränderungen unserer Umwelt und unseres Sozialgefüges führt meiner Meinung nach zu einer tiefgreifenden Spaltung der Gesellschaft. Auf der einen Seite gibt es die, die neue Möglichkeiten begeistert annehmen und für sich zu nutzen wissen, und sich gern mit der Komplexität hinter diesen Möglichkeiten beschäftigen, und es gibt die, denen unsere neue, sich rapide verändernde Welt einfach nur Angst macht, Menschen die sich nach “der guten alten Zeit” sehnen (was auch immer das sein mag).
In diese gesellschaftliche Unsicherheit stößt eine Partei wie die AfD mit ihren vermeintlich einfachen Lösungen hinein und findet begeisterte Anhänger. Ein Sieg des einfältig-rückwärts blickenden.
Das vorwärts blickende Parteienexperiment ist leider aus verschiedensten Gründen gescheitert.
In einem politischen Klima, in dem Menschen mit Visionen zum Arzt geschickt werden, ist es schwer, Menschen an die Hand zu nehmen und behutsam für neues zu begeistern. Die Piraten haben das mit dem “behutsam” leider nicht eingesehen und die Menschen meiner bescheidenen Meinung nach schlichtweg überfordert und bei vielen die Ängste noch verstärkt.
Leider erwarte ich von den etablierten Parteien auch keine Bewegung in Richtung “vorwärts”, vielmehr können wir schon dankbar sein, wenn sie nicht auch noch, wie die CSU, mit aller Macht rückwärts blicken.
Diese gesellschaftliche Strömung erfüllt mich mit großer Angst, weniger wegen der vermeintlich rechten Politik der AfD, sondern wegen eines wachsenden Reaktionismus der Gesellschaft. Insofern sehne auch ich mich irgendwie nach der “guten alten Zeit”. Und damit meine ich die späten 80er und frühen 90er, als so vieles möglich erschien und die gesellschaftliche Freiheit groß wie nie war.
ClaudiaBerlin
Ein guter und sehr nötiger Artikel zur AFD! Der Eiertanz der Parteien rund um deren leidige Erfolge ist nicht das, was die Welt braucht, sondern allzu offenkundig nur der Versuch, selber “gut dazustehen”, anstatt an die Wurzeln der Probleme zu gehen.
Du suchst dagegen mit einiger Leidenschaft nach Ursachen und Herangehensweisen – und es ist nicht falsch, was du schreibst, aber…..
…aber LEIDER ist es, wie Erbloggtes so erschreckend klar ausführt – eben nicht nur “Angst-Propaganda”, sondern reale Angst vor wirklich drohenden und bereits begonnenen Entwicklungen, die die Protestwähler zur AFD treibt, bzw. den Teil, der tatsächlich schon unter Marginalisierung und sozialem Abstieg leidet.
Warum aber wählen solche Menschen eigentlich nicht links, wenn sie schon noch wählen gehen? Also Denksysteme und Programme, die sich das Soziale auf die Fahnen schreiben – anstatt eines autoritären Wirtschaftsliberalismus, wie ihn die AFD-Vordenker wollen?
Weil es nichts geholfen hat! Und auch SPD, CDU, GRÜNE haben nicht geholfen.
Kurzdenker aller Coleur werfen das nun den bösen Parteien, den karrieregeilen Politikern, den Amtsträgern und Funktionärinnen vor. Und wählen deshalb gar nicht mehr oder eine “Alternative für Deutschland” – allein schon der Name ist ein Statement, das vielen als Programmbeschreibung reicht!
Die Beschuldigten rechtfertigen sich, wie sie es immer tun: Rechtfertigen ihr jeweiliges Handeln mit irgendwelchen Benefits, die es für Deutschland, für “uns alle”, unsere Wirtschaft haben soll – die Arbeitsplätze etc. usw. (Sofern sie überhaupt etwas INHALTLICHES verlautbaren… )
Dass Angela Merkel immerhin das Wort “alternativlos” in die Welt politischer Diskurse gesetzt hat, ist bemerkenswert, ja segensreich! Ist sie doch damit die erste Staatsfunktionärin, die die Machtlosigkeit der Politik einfach mal ZUGIBT.
Die meisten Politiker/innen versuchen eher, dies niemals merken zu lassen.Sie leben selber in einer Filterbubble, in der sie stets als Mrs. und Mr. Wichtig von vielen Interessenten hofiert werden. Wer möchte da gern der eigenen Machtlosigkeit ins Gesicht sehen, gar öffentlich darüber reden?
Sie tun statt dessen immer so, als gäbe es gute Gründe für solches Handeln. Sie sind doch fortwährend bemüht, SCHLIMMERES abzuwenden – und hey, vielen kann man das sogar glauben!
Die Krux liegt nun darin, dass sie dieses “Schlimmere” bzw. den Preis für seine Vermeidung nicht mit “uns allen” diskutieren und ABSTIMMEN. Sie interessieren sich anscheinend auch nicht ersthaft für die Entwicklung von Methoden, wie so etwas funktionieren könnte.
Sie sind ja doch ganz gerne SELBER diejenigen, die “alternativlos” definieren und die Kosten der Kompromisse abwägen. Sie meinen noch, es nicht nötig zu haben, das Volk einzubeziehen (ja, ich lass mir das Wort von #ausgründen Begriffe-opfernden Linken nicht nehmen, beziehe mich damit immer schon auf die Tradition der französischen Revolution).
Noch sind die offiziellen Strukturen auch so, dass es so aussieht, als müssten sie nicht.
Deshalb gibts jetzt eben die AFD satt.
Dazu empfehle ich dringend zur Lektüre:
Ist Lucke der deutsche Haider?
Die Überschrift ist viel platter als der spannende Artikel, der die Geschichte der FPÖ erzählt und mit der AFD vergleicht. Das ist die Zukunft, wenn hierzulande nichts ANDERES, ungewöhnliches geschieht.
Dieses “Ungewöhnliche” zu erdenken und auch umzusetzen ist “unser aller” Job.
Auf Blogs kann das definitiv besser diskutiert werden als in den Kommentarstrecken der “Mainstreammedien”. 🙂
Anita
Noch zu der Angst-These zu sagen ist, dass sich dieser ja alle Parteien bedienen. Insbesondere die CSU “mag” diese Form des Wahlkampfes.
Nur, was nach der Wahl dann daraus folgen kann, erinnert mich sehr an das Milgram Experiment.
http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
Die verständlichen Ängste um Arbeitsplatz und soziale Absicherung sind aber aus ganz anderen Gesichtspunkten heruas entstanden, als uns alle Parteien weis machen wollen. Diese Ängste (das man als Humanressource verheizt wird und ansonsten nur als Konsument nützlich ist; wenn nicht mehr dann ab zur “Verwertung”) haben den Ursprung nicht in offenen Grenzen, dem Euro oder Flüchtlingen.
Hier ist an erster Stelle das Bankenwesen und die Wirtschaft allgemein zu nennen. Und scheinbar scheint sich global niemand dagegen stellen zu wollen und global eine Änderung herbeiführen zu wollen. Denn dieses Problem ist tatsächlich nur global zu regulieren. Solange die Wirtschaft Standorte findet, wo sie Menschen ausbeuten können, werden sie dieses Druckmittel gnadenlos ausnutzen.
junebug
Danke für Eure klugen und differenzierten Kommentare! Ich habe mir länger Zeit als üblich genommen, um zu antworten – einfach weil ich vieles davon lange für mich im Kopf herumgedreht habe. Deswegen gibt es nun eine lange Antwort, in der ich versuchen will, die meisten Eurer Punkte zu sortieren und etwas dazu zu schreiben.
Zum ersten, und das finde ich schön, habt Ihr sehr gute Antworten auf die Frage nach der Angst gefunden. Ja, es gibt bereits einiges, was und Angst machen könnte und sollte. Fassen wir das unter “Angst vor sozialem Abstieg”, machen wir sicher keinen Fehler – es ist aber nicht gleichzusetzen mit der Angst vor der Armut. Die Wählerinnen und Wähler der AfD kommen, davon gehen alle Beobachtungen aus, aus allen Bevölkerungs-, Alters- und Bildungsschichten. Das mal für sich genommen ist schon erschreckend. Es bedeutet, dass auch die Menschen, die sich um Armut weniger Gedanken machen müssten, Angst haben vor dem sozialen Abstieg. Was haben diese Menschen denn bloß gedacht? Dass das System ewig immer mehr und mehr Wohlstand verheißt? Wenn ich mir die Generation meiner Eltern ansehe, geb. 1951, so reden wir hier ganz allgemein von einer Generation, die einen sehr, sehr langen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt und von ihm profitiert hat. Dachten die alle, das geht tatsächlich immer so weiter? Hier ist die Motivation für eine AfD-Wahl vermutlich eine Art Erhaltung des Status Quo, wenn es sich bei den Wählern um Besserverdiener handelt. Bei dieser Wählerschicht, behaupte ich mal kühn, zieht auch das Feindbild des Migranten. Aber auch diejenigen an der Armutsgrenze wählen nicht mehr sozial, wie Claudia ausgeführt hat. Dabei wäre das das einzig Sinnvolle. Ist das nur Enttäuschung hinsichtlich der Rot-Grünen Politik? Die konservativen Parteien waren länger am Drücker als die Sozialen … und in der GroKo hat die SPD nichts weiter zu melden. Oder ist das schlichte Unkenntnis? Das Gefühl, sich nicht damit auseinandersetzen zu wollen, und das reine “Hereinfallen” auf den Namen der “Alternative”, wie Ihr sagt?
Das zweite, was mir sehr einleuchtet, war das, was Martin als eine Art Zusammenfassung aus Euren bisherigen Gedanken das “Rückwärtsgerichtete” genannt hat. Gerade erschien dieser AfD-Glühbirnen-Artikel in der weißichnichtmehr. Da geht es im Kern um das Gleiche – das scheinbare Befriedigen eines Bedürfnisses, weil die Angst vor der Welt eingesetzt hat (sicher auch etwas, das eher auf die Generation 50 plus abzielte, oder?) Der große Witz ist ja die Unumsetzbarkeit des Ganzen. Natürlich kann die AfD ein paar alte Glühbirnen verhökern, aber damit hat es sich auch. Wir können keinen innerdeutschen Markt aufziehen (und wer würde das in letzter Konsequenz tun?), wir können auch nicht aus dem Euro raus (hat denn kein Mensch überlegt, wie viel Geld es gekostet hat, die DM einzuschmelzen? Die liegt doch nicht auf Halde!) Und letztendlich können wir vermutlich den AfD-Wählern nicht einmal sagen, dass sie rückwärtsgewandt sind. Das klingt nach “dem Fortschritt im Weg stehen” oder “Die Zeit anhalten wollen”, und ist zwar nicht ganz so schlimm wie der Vorwurf des Rassismus, aber für eine satte Beleidigung reicht es allemal. Die Unkenntnis von Parteiausrichtung und Programm, und das Nicht-Auseinander-Setzen mit der Widersprüchlickeit der AfD ist der dritte Kritikpunkt an den Wählern, der so vermutlich nicht formuliert werden sollte. …
Dritter Aspekt: Die kontruktiven Vorschläge. Hier wird es dann doch ziemlich düster. Wir haben also bisher gemeinsam festgestellt, dass man mit Anwürfen wie Rechtspopulismus, Unkenntnis und Rückwärtsgewandtheit einem Protestwähler, der Angst um seine Zukunft hat, nicht beikommt. Das Übersetzen von Parteiprogrammen hilft in Euren Augen nur so semi, denn vermutlich habt Ihr Recht: Die, die es verstehen, finden es richtig, und dem Rest ist es egal. Und das mit dem Bloggen verfehlt vermutlich die Zielgruppe. So weit, so Eure ernüchternde Zusammenfassung dessen, was getan werden kann.
Ich werfe dennoch ein: Diskurs! So viel und so oft er möglich ist, und wenn er unbequem ist und vielleicht sogar wehtut, noch mehr Diskurs! Es ist richtig, was Erbloggtes schreibt: Wir können uns noch glücklich schätzen, in einer bisher funktionierenden Demokratie zu leben. Betonung allerdings auf NOCH. Wir wissen nicht, was ein solcher Rechtsruck politisch für Konsequenzen hat, welche Dynamiken das entwickelt, und wir können unsere Hände nicht dafür ins Feuer legen, dass alles in Deutschland von Rechts wegen brauchbar läuft. Ich schmeiße dazu noch eine These in die Runde: Ich denke, hätten wir 100% Wahlbeteiligung gehabt, das Ergebnis hätte kaum anders ausgesehen. Das Problem besteht auch, ganz global betrachtet, nicht in etwa 10% AfD-Wählern (obwohl das furchtbar viel ist für ein Land mit unserer Geschichte), sondern in dem, was die 10% AfD-Wähler in der Lage sind, mit der schweigenden Mehrheit anzustellen, denen es (noch) ganz egal ist, was politisch passiert. Ob Diskurs, mehr Diskurs, Bloggen, Schreiben, Reden, Kommentieren, Übersetzen etc. nicht am Ende zumindest einer bisher schweigenden Mehrheit den Rücken zu stärken in der Lage wäre? Was meint Ihr?
(Ich habe versucht, zu sortieren, aber ich weiß, dass es mir aufgrund der Komplexität des Themas vermutlich eher schlecht gelungen ist).
Rainer König
” Wenn ich mir die Generation meiner Eltern ansehe, geb. 1951, so reden wir hier ganz allgemein von einer Generation, die einen sehr, sehr langen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt und von ihm profitiert hat. Dachten die alle, das geht tatsächlich immer so weiter?”
Ja, warum denn nicht? Natürlich bin ich kein Verfechter grenzenlosen Wachstums weil das Unsinn ist, aber sehen wir es doch mal aus einem anderen Blickwinkel: Deine Eltern (die übrigens nur 10 Jahre älter sind als ich, Mann bin ich alt) haben die Wirtschaftswunderphase erlebt, ein Land nach dem Krieg in dem vieles wieder aufgebaut werden muss. Zudem war damals der Arbeitsmarkt noch so, dass die arbeitende Schicht am Wohlstand partizipieren konnte und nicht nur als billige Humanressource angesehen wurde.
Die Zeiten haben sich zweifellos geändert. Dennoch gibt es auch heute Herausforderungen die durchaus eine Menge Leute beschäftigen könnten, wenn man denn sich diesen Herausforderungen stellen wollte. Das Netz und die Informationsgesellschaft sind das eine, Krankheiten (aktuell Ebola) und das Angehen der globalen Problem wäre das andere. Aber es wird nichts angegangen, weil sich die Zeiten eben geändert haben. Deutschland ist mit HIlfe von Gerhard Schröder und seiner rot-grünen Koalition zu Beginn des Jahrtausends vom Sozialstaatsprinzip abgekehrt und hat HartzIV eingeführt. Das führte zur Verelendung der sogenannten Unterschicht und die Mittelschicht hat Angst vor dem “sozialen Abstieg” weil ihnen Dank HartzIV zwangssanktionierter Arbeitspflicht die Tarifautonomie genommen wurde. Die Reallöhne stagnieren seit langem und in Europa sind wir zwar Exportweltmeister, aber eben leider dank des Umstandes, dass wir hier konkurrenzlos billig fertigen können und damit ein volkswirtschaftlich gefährliches Ungleichgewicht provozieren was letztlich genau die Finanzkrise verursacht. Du kannst gerne mal bei Flassbeck die Details lesen.
Die Zeiten haben sich aber auch sonst geändert und mit ihnen die Gesellschaft. Zu Beginn der 80er Jahre konnte z.B. unser Sportverein noch ein eigenes Vereinsheim bauen weil die Mitglieder welche 40 Stunden und mehr pro Woche gearbeitet haben dann auch noch am Wochenende auf der Vereinsheim-Baustelle mithalfen. Heute, nur 32 Jahre später muss ich als Vorstand einen Reinigungsdienst für 70 Euro im Monat beauftragen weil keiner mehr Lust hat hier regelmäßig mal die Hütte zu putzen. Nein, man ist nur noch auf Spasskultur und Konsum aus. Lieber “Schwiegermutter gesucht” oder sonstigen Dreck im Trash-TV gucken als etwas für die Allgemeinheit zu tun. Warum? Weil uns das Fernsehen eine “heile Welt” vorgaukeln kann die wir da draußen im realen Leben gar nicht finden. Die Flimmerkiste wird für Millionen zur letzten Zuflucht vor dem Irrsinn des Alltags und was sie verkündet ist wichtig und wird als richtig angesehen, auch wenn wir alle wissen, dass es nicht mehr um “Information” sondern nur noch um Einschaltquote geht. Hier empfehle ich dringend mal dne Film “Free Rainer” (hat nix mit mir zu tun) anzusehen. Und ja, schauen wir doch mal z.B. die Berichterstattung über die AfD an. So oft wie über die Partei berichtet wurde kann man nur annehmen, dass man tatsächlich eine Art “Reserve-FDP” erschaffen wollte.
Denn natürlich ist Politik ein schmutziges Geschäft. Unser Kreuz bei den Wahlen ist ja, dass wir ein Parteiprogramm wählen müssen und nicht das was wir tatsächlich gerne hätten. Dank Wahl-O-Mat können wir wenigstens noch halbwegs ausloten welches Parteiprogramm denn uns am besten schmecken könnte. Aber ähnlich wie ich beim McDonalds halt nur Coca Cola zum Fraß bekomme und kein schönes kühles Bier kann ich beim Parteiprogramm eben nur das komplette Menü wählen und mir nicht das zusammenstellen was ich gerne hätte.
Und ja, hier sind die Piraten als Themenpartei grandios gescheitert während die AfD durchaus mit populistischen Phrasen punkten konnte. Was mir an den zweistelligen Prozentzahlen für diese Partei aber Sorgen macht ist die Option, dass sie damit irgendwann auch “koalitionsfähig” sein könnte (was ja z.b. bei der Linken nie passiert, weil die ja immer als “bäh” gemobbed wird) und damit hat die Mehrheitspartei (momentan halt CxU) den Trumpf in der Hand ihren Koalitionspartner zu dirigieren, nach dem Motto “wenn Du nicht spurst, dann mache ich halt eine Koalition mit der AfD”.
Aufklärung tut dringend Not. Allerdings frage ich mich, wie sinnvoll es ist jetzt die bekloppte Argumentation der momentan aufstrebenden AfD zu zerlegen während gleichzeitig die Regierungskoalition unseren Staat verkauft (siehe TTIP) und massive Rechtsbrüche macht bzw. duldet. Man sehe nur mal die NSA- und NSU-Untersuchungsausschüsse an. Der eine offenbart staatlich gedeckte Schwerstkriminalität, der andere ist dank der Blockadehaltung unserer Regierung sozusagen handlungsunfähig. Gleichzeitig verweigert sich die Regierung der Einsicht in einfachste ökonomische Zusammenhänge und spitzt so täglich die Finanzkrise weiter zu, eskaliert in Richtung Krieg wenn es um die Frage der US-Außenpolitik geht usw. Hier nur über die AfD aufklären zu wollen ist so ähnlich wie wenn ich in dem Zug der gerade auf den Abgrund zu rast jetzt anfange die Fenster zu putzen damit jeder klar sieht. Es wäre dringender an der Zeit, mal ganz kräftig an der Notbremse zu ziehen.
Uff, habe fertig. 🙂 Hätte auch ein eigener Blogartikel werden können. Ja, ich mag die AfD auch nicht, trotzdem sehe ich in ihr momentan eher den Mückenstich am Ebola-Patienten…
Anita
Rainer, ein klasse Kommentar
ergänzen möchte ich noch, dass viele derer, die sich noch in irgendeiner Form engagieren wollen (egal in welchem Bereich), massiv Steine in den Weg gelegt bekommen. Damit sie gar nicht mehr zum Luftholen kommen. Das sie gar keine Zeit mehr haben, sich um was anderes zu kümmern.
Ich werde zB dauerhaft mit Behördenirrsinn bzgl des Autismus meiner Kinder überflutet, so dass ich kaum Zeit habe, mich an den Schulen meiner Kinder vernünftig einbringen zu können. Und ja, dies würde ich gerne tun, schließlich habe ich in den vergangen 4,5 Jahren einiges zusammentragen können zum Thema Autismus und Inklusion. Aber mein Tag hat leider nur 24 Stunden. Und meine Kraft ist begrenzt.
HartzIVler werden (so sie denn arbeiten wollen) mit zum Teil “hirnrissigen” Anträgen beschäftigt usw. usf.
Die Gruppe derer, die resigniert hat und noch nicht mal “das geputzte Fenster wahrnehmen würde wenn es vor ihrer Nase wäre” hat kaum Kraft, sich um den eigenen Alltag zu kümmern.
Und Resignation sowie Angst vor dem sozialen Abstieg funktioniert nun mal Schichten übergreifend.
Und die kunterbunten Medien wirken tatsächlich wie Opium. Man sieht die eigenen Probleme einfach nicht mehr. Das kann für den Moment evtl. sogar erholsam sein. Richtig schlimm wird es dann, wenn man auf Menschen trifft, die mit Kindern arbeiten und eigentlich das differenzierte Denken lehren sollen; die es selber nicht beherrschen. Und derer habe ich bei 4 Kindern leider schon so einige kennenlernen müssen.
Krokodilgemuese
Testitest