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Alltag, Kinder

Manöverkritik, hier: Deutschunterricht

„Wat haste fürn fiesen Charakter!“ höre ich die Stimme meines Mannes im Kopf, als ich den ersten, frisch korrigierten Aufsatz meiner Tochter samt Benotung lese und kopfschüttelnd anfange, der Lehrerin zu antworten. Natürlich kommentiere ich nicht im Aufsatzheft der Großen – ich will ihr ja nicht gleich die eben begonnene Gymnasialkarriere verderben. Aber so ganz still kann ich die Bewertung der sich bereits am Elternabend extrem voreingenommen präsentierenenden Lehrerin dann doch nicht akzeptieren. Hatte sie uns Eltern doch bereits nahegelegt, dass unsere Kinder im Fach Deutsch während ihrer Grundschulzeit nur äußerst mangelhaft ausgebildet worden seien. Ich Ahnungslose dachte, Ziel der Grundschule sei es vor allem, Freude am Lesen und Schreiben zu vermitteln. Was bin ich doch für ein Schaf.

Aufgrund eines sofort eintretenden tiefen emotionalen Konflikts („Lehrerin trollen und Kind brüskieren vs. Zähneknirschend schlucken und eventuell Magenbeschwerden bekommen“) stelle ich den Kommentar der Lehrerin sowie meine gedachte Antwort hier ein. Ohne sie abzugeben. Hoffentlich zumindest zu Eurer Erheiterung. P.S.: Ja, ich bin gemein und überheblich. 🙂

Der kreative Aufsatz meiner Tochter ist folgendermaßen kommentiert:

„Du hast Dich relativ gut ausgedrückt, auch wenn Du manches noch etwas anschaulicher hättest beschreiben können. Dir sind leider viele Sprachfehler unterlaufen, wobei neben der Zeichensetzung, die ihr ja noch nicht wirklich beherrscht, vor allem die Groß- und Kleinschreibung und das/dass auffällig waren.

Deine Fortsetzung ist lang genug und durchaus abwechslungsreich. Insgesamt fehlt ihr aber ein klarer Höhepunkt und ist manches nicht wirklich schlüssig dargelegt. Der Bauernsohn muss nur eine Aufgabe erfüllen, auf die er sich einlässt, obwohl der „Preis“ Hochzeit unerreichbar scheint – was wiederum unlogisch ist, weil in einem solchen Fall das Wort des Königs zählt. Dem Bauernsohn ist sofort klar, wie man die Hexe besiegen kann; sie kommen sofort problemlos ins Schloss (wobei die geplante Ablenkung dann gar nicht beschrieben wird) und auch noch gleich zum richtigen Zimmer; die Hexe stellt sich selbst einer für sie gefährlichen Aufgabe, obwohl sie genügend Diener hat, und die Entfesselung der Prinzessin gelingt mühelos, obwohl die direkt danach besiegte Hexe offenkundig danebensteht.

Das Ende ist schön. 

3+. Klassenschnitt: 3,5“

Dazu fiel mir nicht nur das Folgende ein. Entschieden habe ich mich trotzdem hierfür:

„Sie haben sich bei der Herleitung der Note für den Aufsatz meiner Tochter relativ viel Mühe gegeben, auch wenn klar ersichtlich ist, dass die Notengebung in einem solchen Fall immer etwas willkürlich bleiben muss. Ihnen sind dabei leider ein paar stilistische Fehler unterlaufen, wobei neben der häufigen Wiederholung der gleichen Satzanschlüsse „wobei“ und „obwohl“ vor allem die falsche Verwendung der Anführungszeichen auffällig war. Anführungszeichen sind ausschließlich dem Zitat vorbehalten. Klammern dem Zitatenachweis.

Die Lektüre Ihres Kommentars ist dennoch durchaus abwechslungsreich. Die Länge stellt dabei allerdings kein Qualitätsmerkmal an sich dar. Auch wirkt vieles etwas lieblos aufgezählt – eine Klimax zumindest ist nicht ersichtlich.

Bandwurmsätze, die lediglich nacherzählerischen Charakter haben, sollten Sie aus beiden genannten Gründen vermeiden. Eine transparentere Aufschlüsselung der Benotungskriterien hätte dem Kommentar gut getan.

Die Katharsis ist schön.

3-.“

Ich bitte die Gymnasiallehrer_innen unter meinen Lesenden stellvertretend, die Gemeinheit zu verzeihen.

(Beitragsbild: Die Rebellion beschränkt sich auf nicht abgegebene Kommentare zu Lehrerinnen-Kommentaren … von wegen “Bad Ass” … traurig ….)

  1. MrsCgn

    Eigentlich müsste man der Lehrerin Deinen Kommentar einfach mal vorlesen. Und leider bestätigt diese Frau wieder einmal meine Meinung von Lehrern – die Selbstgefälligkeit in ihrem Kommentar ist unfassbar.
    Ich habe neulich nicht (!) darauf verzichtet, unter einer Deutscharbeit meines K1 zu vermerken, dass ich es bedaure, dass Kommafehler, unabhängig von ihrem Nicht-Einfluss auf die Note, nicht angestrichen wurden. Wie ich hinterher erfuhr, hätte die Lehrerin dies tun müssen.
    PS: Dass Klammern nur für Zitatquellen erlaubt sind, ist mir neu. Wo kann ich diese Regel nachlesen?

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Danke, liebe MrsCgn, für den Kommentar!

      Rückfragen und Kommentare zur Arbeit und Benotung des Lehrpersonals finde ich extrem wichtig, und kann Dich da nur bestärken. In diesem Fall habe ich mir den privaten und mit Euch geteilten Spaß erlaubt, ohne gleich die Konfrontation zu suchen. Aber die behalte ich mir vor, sollte es auf diese Weise weitergehen. Im direkten Umgang werde ich mich dann zunächst um einen respektvollen Ton bemühen. 🙂

      Mein Zusatz “Klammern dem Zitatenachweis” basiert nicht auf einer festgeschriebenen Regel. Es ist mehr eine stilistische Feinheit. Klammernsetzung für Einschübe etc. gilt im Deutschen allgemein als schlechter Schreibstil, und an den meisten Universitäten werden zukünftige Germanist_innen mit dem Wegstreichen ihrer Klammern so lange genervt, bis sie es lassen. Als Deutschlehrerin sollte sie das wissen. Aber ich habe in meinem Kommentar übertrieben, Klammernverwendung ist kein echter Fehler. In meinen Blogposts benutze ich auch hin und wieder Klammern, hehe. 🙂

  2. Großartig, Du solltest das wirklich der Lehrerin geben! Aber leider wird das dann wohl zum Nachteil Deines Kindes sein, Mist! Am frechsten finde ich, dass die Lehrerin von “ihr” schreibt – nimmt die das Kind in Sippenhaft? Dumme Nuss…

  3. Wunderbar. Deutsch-Noten beschreiben leider oft den “Nasenfaktor” und nicht die Qualität des Aufsatzes. Irgendwann gab es mal ein Experiment bei dem man den gleichen Aufsatz einer Menge Deutschlehrer (irgendwas um die 50 Lehrer) zur Benotung gegeben hat und das Ergebnis war das gesamte Notenspektrum von 1 bis 6. Und wegen Dir habe ich heute auch schon gelernt was Katharsis ist und dass man darauf nicht mit “Gesundheit” antworten muß. 🙂
    Sag Deiner Tochter liebe Grüße von mir. Ich hoffe sie läßt sich von diesem Lehrerkommentar nicht einschüchtern.

  4. Hi Juna,

    du schriebst:
    “Ich bitte die Gymnasiallehrer_innen unter meinen Lesenden stellvertretend, die Gemeinheit zu verzeihen.”

    Nee, warum. Als Exgymnasiallehrer versteige ich mich mal in die These, dass ich mit der Dame mehrfach aneinander geraten wäre. Dummerweise passt sie mal wieder nur zu gut in das Bild, dass ich mir intensiv von dieser Berufsgruppe machen durfte. Das tut mir für deine Tochter wirklich leid. Hoffentlich behält Sie die Freude an der Sprache, trotz solcher Menschen. Ist nicht leicht, weiß ich selbst.

    Und leider kann ich auch nur zu gut verstehen, dass du den Kommentar nicht abgegeben hast. Im Allgemeinen haben solche Menschen keinen bis wenig Humor, und ihr Hebel ist immer länger. Leidtragende sind in dem Fall immer die Schülerinnen und Schüler.

    Haltet die Ohren steif auf dem Gymnasium, es soll vereinzelte Ausnahmen dort geben, hab ich mir sagen lassen.

    Liebe Grüße
    Martin Ingenhoven StR i.R.

  5. Anita

    Ich kann das zwar nicht so qualitativ wertvoll beurteilen und schon gar nicht beschreiben wie Du,
    hätte aber aufgrund dieses Textes durchaus über einen Termin in der Sprechstunde nachgedacht.

    Für 5.Klässler stellt die “Dame” (ich nutze die Anführungszeichen übrigens gerne um etwas in Frage zu stellen oder eine Redewendung zu skizzieren) recht hohe Ansprüche. Bei einem Durchschnitt von 3,5 stellt sich mir nämlich die Frage, ob dies in der Form und mit dem Anspruch in den Zeiten vor der Klassenarbeit bereits genau so geübt wurde.

    Wurde es meist schlicht und ergreifend nicht!

    Zumindest bei uns! Und ich kenne diese Kommentare, die meine Kinder ob der Unverständlichkeit von mir dann übersetzt haben wollten.

    Und dies habe ich in einigen Lehrergesprächen den Lehrern auch genau so mitgeteilt!

    Ihre Erwartungshaltung kann nicht aus dem “Nichts” befriedigt werden. Sie müssen es lehren, bevor sie das erlernte überprüfen!

    Und für ein Gymnasium sollte es mittlerweile üblich sein, den Erwartungshorizont an die Arbeit anzuschließen. Mit detaillierter Darstellung, wo die Schwächen liegen.

    Und was wirklich gut ist!!!

    Damit die Motivation erhalten bleibt.

    (wir erhalten die Erwartungshorizonte schon seit der 5. Klasse)

    Dass dieses Arbeit macht, ist mir vollkommen klar, aber auch ich habe Erwartungen an dieses Bildungssystem und an die Lehrerschaft!

    LG Anita

    • Noch was aus eigener Erfahrung zum Schnitt von 3,5:

      Es gibt Gymnasiallehrer, die machen einen richtigen Sport daraus, wer den schlechtesten Schnitt schafft. In dem Spiel gerät derjenige, der 2,9 und besser hinlegt als Spiel- und Spaßlehrer, bei dem man nichts lernt.

      • Anita

        äääääähhhhhh bitte W A S ?????

        Das sollte doch spätestens bei Vergleichsarbeiten widerlegbar sein, innerhalb einer Klassenstufe.

        Für mich als Mutter (also Unbeteiligte) stellt sich ein Schnitt schlechter 2,5 so dar,

        dass entweder die Klasse keine Ruhe hat / bekommt (und das können Verschiedenste Gründe sein), um zu lernen.
        Oder der Lehrer es nicht fertig bekommt, den Unterrichtsstoff ordentlich zu vermitteln!
        Nur in ganz seltenen Fällen gehe ich von Unfähigkeit oder Lernunwilligkeit der Schüler aus (außer, sie sind lange genug “gedemütigt” worden, und das kann sich beim Lehrerwechsel wieder ändern!).

        Desweiteren habe ich erlebt, dass Lehrer sich aus dem Rektorat die Genehmigung holen, den Erwartungshorizont zu senken, und dann (um den Schnitt über 4,irgendwas zu halten) die Arbeiten aufzuwerten, damit sie die Arbeit nicht wiederholen müssen bzw. die Eltern dann Sturm laufen.

        Nichts hassen gewisse Lehrer mehr, als wenn ihre Sprechstunde auf Wochen ausgebucht ist, bzw. der Terminkalender für den Elternsprechtag Null Sekunden Pause genehmigt.

        Mich zB sehen die am liebsten von hinten. 😆

        • Vergleichsarbeiten? Du meinst diese Showveranstaltungen, auf die gezielt hingeübt wird? (Ja, steile These, kommt aber auch vor.)

          • Anita

            Ich meine weder die LernStandsErhebungen (LSE) Klasse 8 noch VergleichsArbeiten (VerA) Klasse 3 landesweit.

            Wir haben am Gym der Mädchen Vergleichsarbeiten innerhalb der Stufe, um den Lernstand in der Stufe zu erkennen.

            Und da wird mE nix extra für geübt. Und es sind schon Lehrerspezifische Unterschiede von bis zu 1,5 Noten im Schnitt zu erkennen.

            Bin gespannt, ob unsere Grundschule hier auch noch was eigenes “zaubert”. Wir haben Jahrgangsübergreifend 1-4 mit der Selbstlernmethode (ächz) und wie die dann irgendwas ermitteln wollen ist mir eh schleierhaft!

        • Anita, das Problem ist ja, dass Arbeiten im Fach Deutsch sehr schwer zu vergleichen sind. Bei anderen Fächern kann ich relativ leicht feststellen, ob der Schüler eine Rechenaufgabe gelöst hat oder nicht, oder ob er die Hauptstadt eine Landes wusste oder nicht. Oder eben seine Vokabeln.

          Aber was ermittelst Du bei einem Deutsch-Aufsatz? Zumal in der Schule ja auch noch das Leistungsprinzp gilt, der Proband also den Aufwand in X Minuten niederzuschreiben hat.

          Ich melde mal heftige Zweifel an, dass z.B. Frau Rowling ihre Harry Potter Bücher nach einem strengen Zeitplan geschrieben hat. Schreiben ist ein kreativer Prozess und Kreativität kann man nicht erzwingen, schon gar nicht in der Streßsituation die dann zu einer “Leistungsbewertung” führen soll.

          Zum Glück hatte ich damals eine Deutschlehrerin die mich mochte, da konnte ich den größten Unsinn verzapfen und bekam trotzdem eine 2. Aber es hätte auch ganz anders gehen können. Mein erster 5. Klasse Gymnasium-Aufsatz wurde auch mit einer 5 belohnt, angeblich weil meine Phantasie so über die Stränge geschlagen ist.

          Deutschnoten sind Nasenfaktor-Noten. Schlimm dann, wenn man zudem einen bestimmten Schnitt erreichen will.

          Aber wir wissen ja alle, dass unser Schulsystem alles andere als optimal ist.

          • Womit wir an dieser Stelle seeehr tief in das Thema “Leistungsmessung und ihre Möglichkeiten und Grenzen” einsteigen könnten …
            Ich bin da, vermutlich, ein wenig befangen.

          • Anita

            Der Zeitfaktor und der Interpretations”spielraum” (Nasenfaktor) des Lehrers ist nicht unerheblich. Stimmt!

            Meine Große ist beim Lehrerwechsel und der Empfehlung Klasse 9, Deutsch LK zu nehmen um 2 Noten abgerutscht. Nun Stufe 11, neue Lehrerin steht sie wieder 2, und vor dem Lehrer wo sie zwischen 4 und 5 pendelte ist bekannt dafür, dass man seine Meinung zu reproduzieren hat.

            Grottig sowas

            Ansonsten, eine Erörterung kann in Deutsch bzw. Fremdsprache durchaus zur Überprüfung dienen, wenn der Erwartungshorizont identisch ist.

      • Martin, irgendwo auf der DuRöhre gibt es ein Video mit Georg Schramm zum Thema Bildungssystem. Er berichtet von einer Lehrerin in Bayern die es geschafft hat, ihre Schüler für Mathe zu motivieren und das führte zu einem phänomenalen Gesamtdurchschnitt. Als Belohnung wurde die Lehrerein versetzt, denn es kann ja nicht angehen, dass sich die schulischen Leistungen wegen zu hoher Begeisterung des “Werkstückes” nicht mehr in eine Gaußsche Glockenkurve pressen lassen…

        • @Anita: Ist mir auch so passiert als Schüler. Das ich mal Bios studiert hab und ein Abi in Deutsch habe, haben zwei Menschen sooo sicherlich auch nicht vorhergesehen.
          Ich werde meiner Tochter versuchen beizubringen, dass Sie solches Verhalten als Schule sehen soll, wie man mit solchen (dieseswortistmeinererziehungzumopfergefallen) zurecht kommt. Mal schauen, ob es mir gelingt …

  6. übrigens ein sehr schöner Tip:
    Marc Hoffmann: Der Klassenfeind. “Schule ist etwa so demokratisch wie Nordkorea”. Marc Hoffmann ist Kabarettist UND Gymnasiallehrer, die einzig sinnvolle Berufskombi 😉
    http://www.marchofman.de/der-klassenfeind-das-programm/

  7. Nun sind auch Eltern, die alles besser wissen wollen, ein Markenzeichen unserer Zeit, aber das kann ich dir, liebe Juna, wirklich nicht vorwerfen. Diese Maßstäbe der Lehrerin, einen Aufsatz in der 5. Klasse zu beurteilen, sind ja schlicht lachhaft. Sie gibt doch keinen Kurs im kreativen Schreiben. Da würde ich sagen: Thema verfehlt.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Danke Dir! Zumindest hat sie versäumt, zu erwähnen, welche Kriterien sie subjektiverweise an eine gute Weiterführung einer Geschichte stellt. Sowohl gegenüber den Kindern, als auch gegenüber den Eltern. Die Subjektivität und damit die gewisse Willkür ist bei Aufsatznoten nicht zu vermeiden. Sie kann aber durch Transparenz minimiert werden. In diesem Fall hat sie tatsächlich das Thema verfehlt. 🙂 Ich bin auf den nächsten Elternabend gespannt. *Händereib*

  8. Mal ganz was anderes: In welcher Zeitzone läuft dieses Blog. Bei mir ist jetzt 13:36 und das Posting wird wahrscheinlich als 14:36 einsortiert werden. Da werde ich aber schon daheim sein um den Entwicklungsstand meiner Lieblingstochter zu diskutieren. 🙂

  9. Einen hab ich noch: hab die Mathe-Hausaufgaben meiner 3. Klässlerin durchgesehen, und die Lehrerin hatte einen Fehler nicht angestrichen. Auf Nachfrage erklärte sie “ich kann halt nciht Kopfrechnen, und ich korrigiere oft spät abends, da kann schonmal was falsch sein.” Herzlichen Glückwunsch.

    • Anita

      ähm, da gibt es noch eine Grundschullehrerin die tatsächlich nachrechnet? 😉

      Unsere haben fertige Lösungen, anhand derer sie vergleichen.

      Wird nur schwierig, wenn das Kind sich nicht ans Rechenschema hält.

  10. Sehen wir es mal positiv: Wenn du dich entsprechend durchgemendelt haben solltest, dann mache ich mir langfristig keine Sorgen um die Deutsch-Leistungen deiner Tochter.

    Alles andere kann man dann nur unter Lebenserfahrung verbuchen.

  11. Frau Kreis

    Als geschimpfte und geschmähte Gruppe der Deutschlehrerinnen am Gymnasium sage ich jetzt auch mal Piep: Ich bin nicht der Meinung, dass die Deutschnote zwangsläufig von der Willkür der Lehrerin abhängen und eine Nasennote darstellen muss. Es gibt wie in jedem anderen Fach Bildungsstandards, Deutschunterricht kann methodisch bewusst vorbereiten, Klassenarbeiten sollten vorher in ihren Einzelschritten eingeübt werden und den Schülerinnen und Schülern anhand eines Beurteilungsbogens klar sein, welche Leistungen sie im Bereich der inhaltlichen Leistung wie der Darstellungsleistung erbracht haben – sprich: Hier habe ich gepunktet, hier habe ich Punkte verloren. An dieser Stelle muss ich ansetzen, wenn ich es beim nächsten Mal besser machen will (Methodik, Sprache, Struktur o.ä.). Beurteilungsbögen erlauben auch Zusatzpunkte für Leistungen, die nicht in der Aufgabenstellung gefordert waren. Was man auch tun sollte: Selbstbewertung und gegenseitige Bewertung und Verbesserungsvorschläge im vertrauten Rahmen (in Probe-Klassenarbeiten), damit sie ein Gespür für die Qualität von Texten und Optimierungsstrategien bekommen.
    Von langen Texten, die das vermeintliche Versagen der SuS in epischer Breite ausformulieren, halte ich wenig – eher zwei bis drei Sätze (gelungen / weniger gelungen / beim nächsten Mal besser machen).

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Ich freue mich sehr, dass sich hier auch endlich eine Pädagogin zu Wort meldet. 🙂 Hatte eigentlich bereits darauf gewartet. Mein Post sollte auf keinen Fall den gesamten Berufsstand schmähen. Meine besten Lehrer_innen waren Deutschlehrer_innen. Sie machten ihre Kriterien transparent, ganz ähnlich wie Sie es hier vorschlagen, und übten mit uns, was sie erwarteten. Wo ihre Bewertungen Subjektivität enthielten, standen sie dazu. Mein LK-Lehrer besprach bei jeder Notenverkündung, dass immer eine gewisse Willkür hinter der Vergabe steckte. Gerade das machte ihn als Pädagogen glaubwürdig.

      Es gibt, so denke ich, gute Mittelwege. Ob Ihre Kollegin einen solchen gewählt hat, beurteilen wir vielleicht unterschiedlich. Ich finde Kritik in diesem Fall mehr als berechtigt, und der Austausch hier zeigt, dass er auch notwendig ist, weil viele Eltern ähnliche oder noch wesentlich krassere Erfahrungen machen mussten. Einen ganzen Berufsstand wollte hier aber niemand schmähen. 🙂

      • Frau Kreis

        Nein. So habe ich das auch nicht gelesen. Ich wollte mich eher von der Kollegin distanzieren, die, statt ihre Bewertungskriterien offenzulegen, lieber einen wenig hilfreichen Sermon formuliert hat ;-). Ich kenne aber auch solche wenig objektiven Beurteilungen (es sind eher Verurteilungen) aus den Schulen meiner Kinder – und da verkneife ich mir häufig NICHT den Kommentar.

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