Eines meiner Lieblingsgedichte war immer Inventur von Günter Eich. Er machte nach dem Krieg eine Bestandsaufnahme dessen, was noch vorhanden war – in lyrischer Form. Dabei sparte er absichtlich aus, worüber er und so viele andere zu diesem Zeitpunkt nicht schreiben konnten. Nicht, oder noch nicht. Es gibt für mich kaum ein ehrlicheres Gedicht. Gerade weil es den überwiegenden Teil seiner Botschaft zwischen den Zeilen vermittelt.
Heute habe ich mich an einer Adaption versucht. Hier also meine persönliche Inventur, frei nach Günter Eich.
Dies ist mein Kopf
Der Raum für Gedanken
für Träume und Nöte
und Zukunftsmusik
Der Bauch:
In ihm wohnen
der Schmerz und die Angst
aber genauso
die Liebe und Freude
Mein Mund sagt nur noch
das, was ich denke
Und beide Füße
stehen fest auf dem Boden
Die Augen, sie richten den Blick nun nach vorne
Die Schultern, sie trugen die Last lang genug
Für vieles ist der gemeinsame Weg hier zu Ende
Ab jetzt reise ich mit leichtem Gepäck
Dies ist meine Hand
Dies sind meine Beine
Dies sind meine Ohren
Dies ist mein Herz
Ute
schön 🙂
zeilentiger
Ja, schön, liebe Juna. Schön und ehrlich und hoffnungsvoll.