Sprichwörtlich gesehen gibt es den „Silberstreif am Horizont“ schon seit einiger Zeit. Die Redewendung soll auf einen Mitarbeiter von Gustav Stresemann zurückgehen. Dieser äußerte nach dem ersten Weltkrieg, die damaligen Pläne Englands und Amerikas seien für die deutsche Wirtschaft ein „Silberstreifen am Horizont“. Und obwohl dieser Silberstreif nicht dauerhaft war, hat sich das Sprichwort von seinem ursprünglichen Kontext längst gelöst.
Heute meint es allgemein eine glückliche Wendung, die sich bereits in der Ferne abzeichnet, obwohl die Aussichten dem Augenschein nach eher trüb sind. „Warte nur, die dunklen Wolken werden verschwinden. Und dahinter erscheint der Himmel bereits verheißungsvoll“ scheint das Sprichwort sagen zu wollen. Es transportiert Hoffnung und den Wunsch, der Angesprochene möge durchhalten. Sich durch die noch kommenden, düsteren Wolken tragen.
Das englische „Every cloud has a silver lining“ ist noch präziser als die deutsche Entsprechung. Es setzt den Silberstreif nicht an den fernen Horizont, sondern bereits an das Ende der dunklen Wolke selbst. Dort ist er fast schon greifbar, vor allem bei kräftig blasendem Wind.
Mich hat der Wind in den letzten Monaten nicht gerade sanft behandelt. Weniges steht nach dem erlebten Sturm noch da, wo es vorher gestanden hat. Und so bin ich gar nicht überrascht, dass sich in die vorderen Strähnen meines Haares seit einiger Zeit die ersten silbernen Fäden weben. Die erblassenden, einzelnen Haare sehe ich nicht als Zeichen der Zeit. Stattdessen gefällt es mir, sie als Silberstreifen zu sehen.
(Just find the horizon, I promise you it´s not as far as you think)
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